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China: Nach Verbüßung von 15 Jahren unrechtmäßiger Haft

Mongolischer Menschenrechtler und Angehörige spurlos verschwunden

Bozen, Göttingen, 4. Januar 2011

Die Mongolen fürchten den Verlust ihrer Kultur und Identität unter der Regierung Chinas. Foto: GfbV-Archiv. Die Mongolen fürchten den Verlust ihrer Kultur und Identität unter der Regierung Chinas. Foto: GfbV-Archiv.

Mehr als drei Wochen nach Verbüßung einer langjährigen Haftstrafe in China bleibt der mongolische Menschenrechtler Hada spurlos verschwunden. Auch mit seinen engsten Familienangehörigen ist keine Kontaktaufnahme möglich. "Wir sind in großer Sorge um den Buchhändler und seine unter einem Vorwand kürzlich inhaftierten Angehörigen", sagte der Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Dienstag in Göttingen. "Wir gehen davon aus, dass der Menschenrechtler unrechtmäßig weiterhin von den chinesischen Behörden festgehalten und daran gehindert wird, sich bei Freunden oder Angehörigen zu melden."

Die Menschenrechtsorganisation forderte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton auf, sich für die sofortige Freilassung Hadas sowie seiner Frau und seines Sohnes einzusetzen. "Es ist ein Skandal, dass Europas strategischer Partner China Dissidenten einfach nach Belieben verschwinden lässt", sagte Delius. Mit Rechtsstaatlichkeit sei solche Sippenhaft und Willkür nicht vereinbar.

Hada hatte Bücher über die Zerstörung der mongolischen Kultur durch China verbreitet und war deshalb zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Am Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember 2010, hätte er regulär freigelassen werden müssen. Stattdessen wurde am 4. Dezember 2010 seine Ehefrau Xinna unter dem Vorwand "illegaler Geschäftspraktiken" festgenommen. Die 55-Jährige hatte nach der Verhaftung ihres Mannes den Buchladen fortgeführt. Am 5. Dezember 2010 wurde auch ihr Sohn Uiles wegen vermeintlichen "illegalen Drogenbesitzes" festgenommen. Der 25- Jährige war im Jahr 2002 bereits wegen angeblichen "Raubes" zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Den Behörden hatte missfallen, dass er mehrfach ausländische Journalisten auf das Schicksal seines aus politischen Gründen verurteilten Vaters aufmerksam gemacht hatte.

Xinnas Schwester Naraa sowie Hadas Onkel Haschuluu, ein pensionierter Lehrer, wurden unter Hausarrest gestellt und sind derzeit nicht mehr telefonisch erreichbar. Das einzige Lebenszeichen von Hada und seinen verschleppten Familienangehörigen sind mehrere Fotos eines Treffens der drei Inhaftierten, die nach dem 10. Dezember anonym in den chinesischen Informationsdienst "Boxun News" eingestellt wurden.

Die rund 5,8 Millionen Mongolen in der Inneren Mongolei wurden im 20. Jahrhundert systematisch "sinisiert". Durch massive Einwanderung von Han-Chinesen wurden sie zur Minderheit in ihrer eigenen Region, in der sie heute nur noch 20 Prozent der Bevölkerung stellen.