Bozen, Göttingen, 7. März 2008
Mit bedrückenden Schicksalen von Frauen
ethnischer und religiöser Minderheiten in China startet die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich
des Internationalen Frauentages (08. März) ihre
China-Olympia- Kampagne im Internet. "Im Vorfeld der Olympischen
Spiele hat Peking seine Repression deutlich verschärft",
erklärte die Menschenrechtsorganisation am Freitag und
forderte das Internationale Olympische Komitee dazu auf, vor den
schweren Menschenrechtsverletzungen nicht die Augen zu
verschließen. Fast jede Woche würden Christinnen,
Falun-Gong-Anhängerinnen, tibetische, uigurische und
mongolische Frauen aufgrund ihres Glaubens oder ihrer ethnischen
Abstammung verhaftet, misshandelt oder in Arbeitslager
eingewiesen.
Auf der neuen GfbV-Internetseite www.gfbv.org/chinakampagne/
kann sich jeder Internetnutzer bereits an der Kampagne
beteiligen, Appelle für die Freilassung inhaftierter
Christinnen oder gegen das Foltern von tibetischen Nonnen
versenden oder dagegen protestieren, dass junge uigurische Frauen
aus der Provinz Xinjiang (uigurisch: Ostturkestan) zur Arbeit in
Fabriken in weit entfernte Landesteile zwangsverschickt
werden.
Als Beispiel dafür, wie sehr die Verfolgung von
gläubigen Christen, die nicht den beiden offiziellen
Staatskirchen angehören, in der Zeit vor den Olympischen
Spielen zugenommen hat, schildert die GfbV mehrere Fälle von
brutalen Festnahmen, Misshandlungen und Inhaftierungen. So wurden
39 Frauen am 12. Februar 2008 in der Provinz Shandong bei einem
Bibelkurs der offiziell nicht zugelassenen protestantischen
Hauskirchen verhaftet. Ihr Verbleib ist bis heute ungeklärt.
In der Provinz Yunnan wurden zehn Tage zuvor die 55 Jahre alte
Christin Meng Xiu Lan und die 53jährige Zhou Cheng Xiu
festgenommen, weil sie Weihnachtskarten verteilten. Auf der
Polizeiwache wurden sie nackt ausgezogen und später in
Handschellen in ihre Wohnungen gebracht. Dort wurden Bibeln,
Liederbücher und christliche Kalender beschlagnahmt. Die 54
Jahre alte Liang Guihua wurde am 23. Januar 2008 bei
Misshandlungen im Polizeipräsidium im Xishan Distrikt in der
Provinz Yunnan schwer verletzt. Die Christin wurde von Polizisten
gegen die Wand geschleudert und verlor das Bewusstsein. Bei ihr
wurden Bibeln beschlagnahmt.
Dramatisch ist nach Informationen der GfbV auch das Schicksal
von 8.000 uigurischen Frauen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren,
die aus Osturkestan/Xinjiang im Westen des Landes weit in den
Osten Chinas verfrachtet wurden. Dort müssen sie unter
unmenschlichen Bedingungen in Fabriken Zwangsarbeit zu leisten.
Um die uigurische Menschenrechtsaktivistin Rebiya Kadeer
einzuschüchtern, wurden ihre Söhne zu langjährigen
Haftstrafen verurteilt, und auch in der Inneren Mongolei gibt es
Sippenhaft gegen mongolische Regimekritiker. So wird die Frau des
inhaftierten Verlegers Hada immer wieder eingeschüchtert und
verhaftet, weil sie öffentlich Freiheit für ihren zu 15
Jahren Haft verurteilten Ehemann fordert. In Tibet werden
buddhistische Nonnen in den Gefängnissen noch immer
gefoltert. Weibliche Gefangene werden oft Opfer sexueller Gewalt.
Besonders Falun Gong-Praktizierende leiden unter Folter und
willkürlicher Verhaftung.