In: Home > News > China: Wachsende Spannungen in der Inneren Mongolei
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Bozen, Göttingen, 26. November 2010
Herr Hada mit seiner Frau und Sohn in das Empfangszimmer des Gefängnisses.
Im Vorfeld des Tages der Menschenrechte am 10. Dezember und
der regulär vorgesehenen Freilassung des bedeutendsten
politischen Gefangenen aus der Inneren Mongolei, dem
Buchhändler Hada, hat China den Druck auf mongolische
Menschenrechtler deutlich erhöht: Regimekritiker wurden
festgenommen, Internetseiten gesperrt und die
Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Dringend appellierte die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an die
Regierung Chinas, die Symbolfigur der mongolischen Minderheit
nach Verbüßung der 15-jährigen Haftstrafe am 10.
Dezember 2010 freizulassen. "Sollte Hada gesetzeswidrig
länger festgehalten werden, drohen massive Proteste und
Unruhen in der Inneren Mongolei", mahnte der Asienreferent Ulrich
Delius am Freitag in Göttingen. Der 54-Jährige
Buchhändler und Verleger war am Tag der Menschenrechte 1995
verhaftet worden, weil er Bücher über die
Zerstörung der mongolischen Kultur durch China
veröffentlicht und verbreitet hatte. Mögliche Unruhen
könnten auch die Förderung, der für die Industrie
wichtigen Rohstoffe, die sogenannten "Seltenen Erden",
gefährden.
In der "Autonomen Region" liegen 97 Prozent der Weltreserven an
"Seltenen Erden" sowie umfangreiche Kohle-, Gold- und andere
Mineralienvorkommen. Der Streit um chinesische
Ausfuhrbeschränkungen für die begehrten 17 Metalle, die
man als "Seltene Erden" bezeichnet, hatte in den letzten Wochen
große Sorge unter Industrie-Unternehmen und Regierungen
weltweit ausgelöst, die um ihre Versorgung mit den raren
Rohstoffen fürchten.
Die regimekritische Schriftstellerin Govruud Huuchinhuu wurde am
11. November 2010 in der im Südosten der Inneren Mongolei
gelegenen Stadt Tongliao festgenommen und später unter
Hausarrest gestellt. Die Autorin hatte in ihrem Blog
angekündigt, dass sie Hada bei seiner Freilassung aus dem
Gefängnis in Chifeng willkommen heißen will. Der
mongolische Rechtsanwalt Huhbulag, der zahlreiche mongolische
Bürgerrechtler verteidigt hat, wurde am 28. September 2010
aus Sicherheitsgründen von den Behörden an der Ausreise
in das Nachbarland Mongolei gehindert. In den letzten Monaten
wurden außerdem die drei bedeutendsten Internetseiten
mongolischer Menschenrechtler von den Behörden gesperrt.
Seit Januar 2010 hat China die Sicherheitsvorkehrungen in der
"Autonomen Region" massiv erhöht und nach eigenen Angaben
mehr als 45 Millionen Euro in die Einstellung von 21.300 neuen
Sicherheitsbeamten investiert. Zudem wurden 367 Strafen wegen
Gefährdung der öffentlichen Sicherheit
verhängt.
Die rund 5,8 Millionen Mongolen in der Inneren Mongolei wurden im
20. Jahrhundert systematisch "sinisiert". Durch massive
Einwanderung von Han-Chinesen wurden sie zur Minderheit in ihrer
eigenen Region und stellen heute nur noch 20 Prozent der
Bevölkerung in der Region. Die Zwangsansiedlung von
hunderttausenden mongolischen Nomaden stößt unter
Mongolen auf massive Kritik.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101008de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080307de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101008de.html |
www.gfbv.it/3dossier/asia/mongol/mongolen.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/china.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/china1.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Metalle_der_Seltenen_Erden
| www.smhric.org/campaigns.htm
| www.hrichina.org