In: Home > News > Mauretanien. Protest gegen Sklaverei bringt Menschenrechtler vor Gericht
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 6. Januar 2011
Besonders die mauretanischen Haratin leiden unter der bestehenden Sklaverei. Foto: UN, Jean Pierre Laffont.
Sechs Menschenrechtler stehen in der mauretanischen Hauptstadt
Nouakchott seit Mittwoch vor Gericht, weil sie öffentlich
gegen die Versklavung von zwei minderjährigen Mädchen
protestiert haben. Auf diesen skandalösen Unrechtsprozess
macht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
aufmerksam. Einer der Angeklagten hatte auf Einladung der in
Göttingen ansässigen Menschenrechtsorganisation erst im
Juni 2010 Deutschland besucht.
"Die mauretanische Regierung bedient sich der Justiz, um
missliebige Sklaverei-Kritiker mundtot zu machen", kritisierte
der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Donnerstag. "30 Jahre
nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei in dem
nordwestafrikanischen Staat ist dieses Gerichtsverfahren ein
Rückfall in die Zeiten der Tabuisierung dieser schlimmen
Menschenrechtsverletzung." Die Urteile gegen die Menschenrechtler
werden voraussichtlich am heutigen Donnerstag
verhängt.
"Bevor 2007 das Gesetz zur Bestrafung der Sklaverei erlassen
wurde, war es ein großes Risiko, die Sklaverei
öffentlich zu kritisieren", berichtete Delius. Schon ein
Interview mit ausländischen Medien reichte damals aus, um zu
einer Gefängnisstrafe verurteilt zu werden. Doch das seit
August 2008 regierende neue Regime wolle von dieser Politik der
Öffnung offenbar nichts wissen.
Den jetzt angeklagten sechs Menschenrechtlern wird vorgeworfen,
Polizisten angegriffen zu haben, als sie am 13. Dezember 2010 vor
dem Polizeipräsidium in Nouakchott spontan die Freilassung
von zwei versklavten Kindern forderten. Nach Recherchen der
Bürgerrechtler werden die neun und dreizehn Jahre alten
Mädchen von einer Angestellten der Zentralbank des Landes
als Sklavinnen gehalten, um unentgeltlich Hausarbeit zu
verrichten. Nachdem in einer Anhörung vor der Polizei die
Vorwürfe heruntergespielt worden waren, hatten die
Menschenrechtler vor dem Gebäude demonstriert. 15
Demonstranten waren damals verhaftet worden, unter ihnen der
früherer GfbV-Gast und Vorsitzende der Anti-
Sklaverei-Bewegung IRA (Initiative pour la Résurgence du
Mouvement Abolitionniste), Biram Dah Abeid.
Seit Biram Dah Abeid im Februar 2009 in Frankreich die anhaltende
Sklaverei in Mauretanien öffentlich kritisiert hat, waren
die Behörden bemüht, ihn mundtot zu machen. So
ließen sie im Internet falsche Gesundheitsgutachten
zirkulieren, in denen er für geisteskrank erklärt wird.
Auch verunglimpfte man ihn als "Freund Israels" und als
"Staatsfeind", da seine Kritik dem Ansehen des Landes
schade.
Auch nach der offiziellen Abschaffung der Leibeigenschaft im Jahr
1981 besteht die Sklaverei besonders in ländlichen Gebieten
Mauretaniens fort. Betroffen sind davon vor allem 550.000
schwarzafrikanische Haratin, die als Landarbeiter oder
Hausangestellte unentgeltlich arbeiten müssen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100820de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100621de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/haratin.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080319de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/051202ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2-00/20-7-dt.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/haratin.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Mauretanien
| www.woz.ch/artikel/2005/nr04/international/11306.html
| www.sosesclaves.org |
www.onlinereports.ch/2000/Sklaven.htm
|
http://portal.unesco.org/culture/en/files/38496/12480982465Musique_et_danse_chez_les_Haratin_de_Mauritanie_(Fran%E7ais).pdf/Musique%2Bet%2Bdanse%2Bchez%2Bles%2BHaratin%2Bde%2BMauritanie%2B(Fran%E7ais).pdf