In: Home > News > Äthiopien bittet um Nothilfe und will trotzdem Flächen größer als die Niederlande an ausländische Investoren verpachten
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Bozen, Göttingen, 9. Februar 2011
Der Ausverkauf von Land in Äthiopien schürt die Armut der Kleinbauern und bedroht viele kleinere Völker in ihrer Existenz. Foto: Stefan Gara/flickr.
Der Ausverkauf von Land in Äthiopien nimmt immer
dramatischere Ausmaße an. Die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen warnte am Mittwoch
davor, dass die Armut der Kleinbauern mit der geplanten
Verpachtung riesiger Flächen noch weiter geschürt und
viele kleinere Völker in ihrer Existenz bedroht werden. Der
äthiopische Landwirtschaftsminister Tefera Derbew hatte
Anfang Februar bei seiner Rückkehr von einer Indienreise
angekündigt, ausländischen Investoren jetzt
zusätzlich 3,6 Millionen Hektar Land zur Pacht anzubieten.
Zuvor hatte er bereits 1,8 Millionen Hektar zur langfristigen
Verpachtung freigegeben. Das entspricht insgesamt einer
Fläche von 54.000 Quadratkilometern und ist deutlich mehr
als die Größe der Niederlande.
"Von den Großplantagen, die Investoren anlegen und deren
Produkte zumeist exportiert werden, haben Äthiopiens
Kleinbauern und die immer wieder hungernde Landbevölkerung
nur wenig", kritisierte der GfbV- Afrikareferent Ulrich Delius.
Vor allem unter den Völkern der Oromo, Afar, Anuak, Somali
und kleineren ethnischen Gruppen im Süden Äthiopiens
führe der Landraub zu massiven Problemen, die eigene
Bevölkerung zu ernähren. "Es ist skandalös, dass
Äthiopien um internationale Nahrungsmittelhilfe für die
Regionen Oromiya und Ogaden bittet und zugleich den Bauern auch
in diesen Gebieten immer mehr Land raubt, um Platz für die
Exportproduktion ausländischer Investoren zu schaffen."
Angesichts geringer Regenfälle hatte die äthiopische
Regierung am gestrigen Dienstag an die internationale
Gemeinschaft appelliert, drei Millionen Dürreopfer im Osten
und Süden des Landes mit Nothilfe im Wert von 226 Millionen
US-Dollars zu unterstützen.
307.000 Hektar Land wurden inzwischen an in- und
ausländische Pächter vergeben. Die wichtigsten
Investoren sind indische Unternehmen, die sich 79 Prozent des
verpachteten Landes für die kommenden 70 Jahre sicherten.
Sie haben nach Angaben des Landwirtschaftsministers bereits 4,7
Milliarden US-Dollars in die äthiopische Landwirtschaft
investiert. Die indischen Firmen betreiben vor allem den Anbau
von Baumwolle, Ölpalmen, Kautschuk, Ölsaaten und
Zuckerrohr.
Auf Kritik stößt der Ausverkauf des Landes nicht nur
bei den betroffenen Bauern, sondern nun auch bei Äthiopiens
Staatspräsident Girma Wolde- Giorgis. Wie erst jetzt
öffentlich wurde, hatte er in einem Brief an den
Landwirtschaftsminister vom 10. Dezember 2010 die Rodung von
Wäldern in der Region Gambella für den Bau von
Großfarmen ausländischer Investoren kritisiert.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100614de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100519de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091027de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090821de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/081117de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/081107de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/oromo-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Ogaden
| www.onlforg | www.oromoliberationfront.org
| www.oromo.org | www.oromia.org