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Bozen, Göttingen, 17. November 2008
Karte Äthiopiens.
Mindestens 94 Oppositionelle der Oromo-Volksgruppe sind in
Äthiopien aus politischen Gründen seit dem 30. Oktober
2008 verhaftet worden. "Festgenommen wurden nicht nur
oppositionelle Politiker, sondern auch Künstler, Juristen,
Angestellte, Journalisten, Geschäftsleute, Schüler,
Studenten und Lehrer", berichtete der Afrikareferent der
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius,
am Montag. Auch Kinder befänden sich unter den Verhafteten,
die in verschiedenen Städten der Region Oromia in Gewahrsam
genommen worden seien. Nachdrücklich forderte die GfbV die
Außenminister der Europäischen Union (EU) auf, einen
sofortigen Stopp der willkürlichen Verhaftungen zu fordern.
Es sei nicht hinnehmbar, dass äthiopische Staatsbürger
allein aufgrund ihrer ethnischen Abstammung verfolgt
würden.
Den Festgenommenen werde vorgeworfen, die Oromo-Freiheitsbewegung
OLF unterstützt zu haben. Die GfbV hatte am 7. November 2008
bereits die Verhaftung von zwölf Oromo-Oppositionellen
gemeldet. Die Zahl von mindestens 94 Verhafteten wurde am
Wochenende von den bedeutendsten Oromo-Oppositionsparteien, der
"Oromo Peoples Congress Party" und der "Oromo Federalist
Democratic Movement", bestätigt. Die beiden regimekritischen
Parteien kritisierten die Massenverhaftungen als gezielten
Versuch, jede Form legaler politischer Betätigung
oppositioneller Oromo zu unterbinden. Die internationale
Staatengemeinschaft solle Druck auf die Regierung Äthiopiens
auszuüben, um die Verhaftungswelle zu stoppen.
So sei beispielsweise der angesehene Künstler Zerihun Wadajo
am 7. November in der Hauptstadt Addis Abeba festgenommen worden.
Der Verbleib des Sängers sei bis heute nicht bekannt. Der
Vater von vier Kindern wurde zuletzt im Jahr 1992 aus politischen
Gründen für 24 Monate inhaftiert. Zuvor hatte er unter
der Terrorherrschaft von Diktator Mengistu viele Jahre in Haft
verbracht. Festgenommen wurden auch die 33 Jahre alte
Fernsehjournalistin Lalisee Dhiphisaa sowie die Gymnasiasten
Shumi Dandana, Bayisa Hinsene und drei ihrer Mitschüler in
der 125 Kilometer westlich der Hauptstadt gelegenen Stadt Ambo.
Unter den Verhafteten aus Addis Abeba seien mindestens fünf
Frauen, unter ihnen Urge Abebe, die mit ihrem drei Jahre alten
Kind inhaftiert wurde. Auch ihr Ehemann Girma und ihr Bruder
Dargu wurden festgenommen. Ähnliche Verhaftungswellen
gegenüber der diskriminierten Bevölkerungsgruppe der
Oromo hat es bereits in den Jahren 2004, 2002 und 1997/98
gegeben.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/081107de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060224de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050610de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/04-1/041109de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/oromo-de.html
in www: www.oromoliberationfront.org
| www.oromo.org | www.oromia.org