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Pakistan: Elf Tote und mehr als 50 Verletzte durch Bombenanschlag

Vergessener Konflikt in Belutschistan - Eskalation der Gewalt fordert immer mehr Todesopfer

Bozen, Göttingen, 10. Januar 2013

Karte der ethnischen Gruppen in Pakistan: Die Region Beluchistan in pink. Karte der ethnischen Gruppen in Pakistan: Die Region Beluchistan in pink.

Nach der Explosion einer Autobombe, bei der heute mindestens elf Menschen in Pakistans Unruheprovinz Belutschistan getötet wurden, fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mehr Anstrengungen für eine politische Lösung des Belutschistan-Konflikts. "Pakistans Regierung setzt auf den verstärkten Einsatz von Militär, Polizei, paramilitärischer Einheiten und des Geheimdienstes", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. "Doch es muss es endlich Verhandlungen mit den nach mehr Autonomie strebenden Belutschen geben. Denn mehr Repression schürt nur die Gewalt, der mindestens 6.000 Menschen in den vergangenen zehn Jahren zum Opfer gefallen sind."

Die GfbV warf der Regierung Pakistans vor, das Ausmaß der Gewalt in Belutschistan zu verharmlosen. So gab das pakistanische Innenministerium Anfang Januar 2013 bekannt, dass von den 2.186 Gewalt-Opfern in den vergangenen fünf Jahren nur 370 zur Bevölkerungsgruppe der Belutschen gehört hätten, während die ethnische Gruppe der Hazara 338 und die schiitische Minderheit 720 Tote zu beklagen hätte. Außerdem seien rund 720 Polizisten, Soldaten und andere Sicherheitskräfte getötet worden. In dem Zeitraum seien mehr als 3.230 Bombenanschläge registriert worden.

"Das Ministerium erwähnt in seiner umstrittenen Statistik allerdings nicht, dass mehr als 5.000 Belutschen von Sicherheitskräften entführt wurden", kritisierte Delius. "Ihr Schicksal muss dringend aufgeklärt werden, wenn eine friedliche Lösung des Belutschistan-Konflikts erreicht werden soll. Denn ohne eine Bestrafung der Verantwortlichen wird es kein Vertrauen zwischen Belutschen und der Regierung Pakistans geben." Der Verbleib der meisten Verschleppten ist bis heute ungeklärt. Beobachter gehen davon aus, dass fast alle Vermissten inzwischen Opfer von Folter und Erschießungen wurden.

Die rund 15 Millionen muslimischen Belutschen fordern seit Jahrzehnten mehr Autonomie. Ihre Region, die mehr als 40 Prozent der Fläche Pakistans ausmacht, gilt als reich an Bodenschätzen wie Öl, Gold, Kupfer, Platin, Eisenerz und Kohle.