In: Home > News > Türkei: 10. Jahrestag der Ermordung von Hrant Dink (19.1.2017)
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Bozen, Göttingen, 17. Januar 2017
Der türkische armenisch-stammende Journalist Hrant Dink. Foto: wikipedia.
Anlässlich des 10. Jahrestages der Ermordung des
armenischen Journalisten Hrant Dink am 19. Januar 2007 in
Istanbul erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) daran, dass seine Familie und die armenische Gemeinschaft
in der Türkei trotz der Verurteilung seines damals noch
minderjährigen Mörders noch immer auf Gerechtigkeit
warten. "Die Bluttat war ein Resultat von Diffamierung und
Verleumdung nationalistischer türkischer Medien. Das muss
dringend aufgearbeitet werden", forderte der GfbV-Nahostreferent
Kamal Sido am Dienstag in Göttingen. Gegen Hrant Dink wurde
wegen angeblicher "Beleidigung des Türkentums" gehetzt, weil
er sich journalistisch mit dem Völkermord an christlichen
Armeniern und Assyrern/Aramäern/Chaldäern 1915 bis 1917
sowie den Pontosgriechen auseinandersetzte und für seine
Anerkennung sowie Versöhnung kämpfte. Nach mehreren
ungerechten Verurteilungen durch die türkische Justiz hatte
er sich im Oktober 2006 an den Europäischen Gerichtshof
für Menschenrechte gewandt. Doch noch bevor dieser eine
Entscheidung treffen konnte, wurde der Herausgeber der
zweisprachigen Zeitschrift Agos auf offener Straße
erschossen.
"Die Hintergründe des Mordes an Dink wurden nicht
ausdrücklich benannt. Doch wenn das hässliche Gesicht
des Nationalismus nicht schonungslos aufgedeckt und verurteilt
wird, wird es für die schrumpfende christliche Gemeinschaft
in der Türkei keine Sicherheit geben", kritisierte Sido. Die
immer aggressivere Politik von Präsident Recep Tayyip
Erdogan begünstige Willkür und Hassausbrüche gegen
Armenier. Erst am vergangenen Samstag (14.01.) wurde der
armenische Abgeordnete Garo Paylan im Parlament von
nationalistischen türkischen Kollegen attackiert, als er die
Verbrechen an den Armeniern in seiner Rede erwähnte, und
nahezu einstimmig von den nächsten drei Sitzungen
ausgeschlossen. Der armenische Autor Sevan Nisanyan sitzt seit
Anfang 2014 im Gefängnis, weil er Gerechtigkeit für
sein Volk forderte. "Und wahrscheinlich war es auch kein Zufall,
dass der armenischstämmige Wehrpflichtige Sevag Balikci 2011
am Gedenktag des Völkermordes an den Armeniern, dem 24.
April, in der türkischen Armee erschossen wurde", sagte
Sido. Türkische Gerichte hätten den Vorfall als
"Resultat eines Spieles unter Soldaten, das tragisch endete",
bagatellisiert.
"Das Schweigen der deutschen Bundesregierung zur Lage der
Armenier, Assyrer/Aramäer, Aleviten, Yeziden und Kurden
ermutigt die türkische Regierung zu mehr
Menschenrechtverletzungen an Minderheiten und türkischen
Demokraten", kritisierte Sido. Es sei beschämend gewesen,
dass Bundeskanzlerin Angela Merkel, Vizekanzler Sigmar Gabriel
und Außenminister Frank-Walter Steinmeier nicht an der
Sitzung des Deutschen Bundestages am 2. Juni 2016 teilgenommen
haben, als der Völkermord an den Armeniern im Osmanischen
Reich und andere Verbrechen an christlichen Gemeinschaften
endlich beim Namen genannt wurden.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100604de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070119de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050408de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/04-1/040419de.html
| www.gfbv.it/3dossier/armeni/armen2015.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Völkermord_an_den_Armeniern
| https://de.wikipedia.org/wiki/Hrant_Dink