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Bozen, Göttingen, 29. Mai 2019
Blick auf Ghardaia (Tagherdayt), der Hauptstadt des Mzab. Foto: Wikipedia.
Nach dem Tod eines der bekanntesten politischen Gefangenen
Algeriens erhebt die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) schwere Vorwürfe gegenüber den Behörden.
"Der Menschenrechter Dr. Kamel Eddine Fekhar hätte niemals
inhaftiert werden dürfen. Sein Tod im Gewahrsam der
Behörden macht deutlich, wie katastrophal die Behandlung
politischer Gefangener in Algerien ist", erklärte
GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Wir
fordern eine unabhängige Untersuchung der
Todesumstände."
Der Autonomie-Aktivist für die masirische Region des Mzab im
Süden Algeriens war seit dem seit dem 31. März 2019
erneut in Haft. Gestern starb er offenbar an den Folgen eines
Hungerstreiks. "Sein Tod wird die Spannungen in Algerien weiter
anheizen. Sein Fall war ein typisches Beispiel für die
Kriminalisierung von unbequemen Menschenrechtlern durch Algeriens
Staatsführung. Fekhars Tod zeigt zudem deutlich, dass
Algerien kein sicheres Herkunftsland ist, wie die deutsche
Bundesregierung behauptet", so Delius.
Sein Tod wird unter den Masiren (Berbern) hohe Wellen schlagen,
denn der Menschenrechtler war die prominenteste Stimme der rund
300.000 masirischen Mozabiten im Süden Algeriens. Dort war
Dr. Fekhar in Ghardaia, der Hauptstadt des Mzab, inhaftiert. Er
wurde offensichtlich zu spät in ein Krankenhaus nach
Nord-Algerien verlegt, um seinen Gesundheitszustand zu
stabilisieren. Gestern meldete sein Rechtsanwalt seinen Tod, der
bei Algeriens politischen Parteien und Menschenrechtsverteidigern
Bestürzung auslöste. Fekhar befand sich seit mehr als
50 Tagen im Hungerstreik gegen seine willkürliche
Inhaftierung. Seit Wochen wurde vor einer Verschlechterung seines
Gesundheitszustandes gewarnt. Die Behörden reagierten sehr
zögerlich.
Wegen seines Engagements für die Rechte der Mozabiten war
Fekhar mehrfach für mehrere Jahre in Haft. Er war lange
für verschiedene algerische Menschenrechtsorganisationen
aktiv. Zwischenzeitlich fungierte er als Koordinator der
einflussreichen sozialistischen FFS-Partei des Masiren Ait
Ahmed.
Das Mzab erlebte zuletzt 2015 schwere Unruhen zwischen
einheimischen masirischen Mozabiten und Arabern, die aus anderen
Landesteilen in die rohstoffreiche Region zuwanderten. Die
Mozabiten und ihr Sprecher Fekhar warfen den Behörden vor,
Übergriffe von Arabern gezielt zu ignorieren und eine
Politik der Arabisierung zu betreiben. Die in Algeriens
Demokratiebewegung einflussreichen Masiren im Mzab und in der
Kabylei sehen sich als die indigene Bevölkerung Algeriens.
Sie ist nicht-arabisch und besitzt eine eigene Sprache, Kultur
und Werte.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160107de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120314de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110213de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110210de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110124de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110117de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100416de.html
in www: www.algeria-watch.org |
www.makabylie.org |
https://de.wikipedia.org/wiki/M'zab