In: Home > News > Literaturnobelpreis an Peter Handke. Menschenrechtler danken Schriftstellerin Sundström für Rückzug aus Nobelkomitee
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Bozen, Göttingen, 3. Dezember 2019
Einige Bücher von Peter Handke und Tilman Zülch. Foto: GfbV/2019.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den
Rückzug der Schriftstellerin Gun-Britt Sundström aus
dem Literaturnobelpreis-Komitee begrüßt. "Dieser
Schritt zollt den Genozidopfern von Srebrenica, die der
diesjährige Preisträger Peter Handke so tief verletzt
hat, Respekt. Wir danken Frau Sundström für ihren
Entschluss und dafür, dass sie ihre moralische
Integrität öffentlich beweist", erklärte die
Menschenrechtsorganisation am Dienstag in Göttingen. Die
Schriftstellerin hatte ihren Rückzug am Montag bekannt
gegeben und unter anderem damit begründet, dass Handke zum
Literaturnobelpreisträger 2019 ausgewählt wurde. Auch
der Schriftsteller Kristoffer Leandoer scheidet aus dem Gremium
aus. Ihm ging der Veränderungsprozess bei der Schwedischen
Akademie nach dem Skandaljahr 2018 nicht schnell genug.
"Die Glaubwürdigkeit des Nobelkomitees ist tief
erschüttert", zog die GfbV Bilanz. "Es hat sich mit der Wahl
Peter Handkes einen Bärendienst erwiesen, denn es hätte
erkennen müssen, dass sein literarisches Schaffen Vorbild
für Rechtsextremisten, Ultranationalisten und Neofaschisten
werden könnte." Handke habe nach Auffassung der GfbV seine
Worte zu Waffen gegen die bosnischen Opfer gemacht und Verbrechen
serbischer Soldaten und paramilitärischer Einheiten in
seinen Schriften in Frage gestellt oder verständnisvoll
relativiert. So habe er auch in die Wahrheitssuche nicht nur des
Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, sondern auch von
Augenzeugen, Experten und Journalisten eingegriffen.
Gemeinsam mit verschiedenen Organisationen von Überlebenden
serbischer Gräueltaten im Bosnienkrieg fordert die GfbV von
dem österreichischen Autor, sich bei den
Völkermordopfern in Bosnien zu entschuldigen und sich von
dem verbrecherischen Regime des serbischen Präsidenten
Slobodan Milosevic zu distanzieren. Handke leugnet nicht nur den
Genozid. Er hatte auch schon während des Bosnienkrieges mit
verschiedenen Schriften, aber auch einem Besuch bei dem in Den
Haag als Kriegsverbrecher angeklagten und inhaftierten
Serbenführer Verständnis für seine vernichtende
Politik signalisiert.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090226de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080722de.html
| www.gfbv.it/3dossier/bosnia/handke.html
| www.gfbv.it/3dossier/eu-min/zuelch.html
in www: www.icty.org | www.coalitionfortheicc.org