In: Home > News > Bürgerkrieg in Kamerun eskaliert: Kardinal entführt - Europa muss endlich handeln!
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Bozen, Göttingen, 6. November 2020
Hügel von Yaoundé, Kamerun. Foto: Ludwig Tröller [CC BY-NC 2.0] - Flickr.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt
nach der Entführung eines Kardinals und eines traditionellen
Oberhaupts im Nordwesten des Kamerun vor einer Eskalation des
Bürgerkrieges. Europa müsse nun dringend handeln und
sich engagierter um eine politische Lösung im Konflikt um
die Zukunft der anglophonen Regionen des Landes bemühen,
erklärte die Menschenrechtsorganisation. Diese Regionen
streben nach staatlicher Unabhängigkeit, weil sie
Diskriminierung in dem mehrheitlich französischsprachigen
Land beklagen. "Deutschland muss sich als EU-Ratsvorsitz für
ein Ende der Übergriffe auf Schulen und die
Zivilbevölkerung im Kamerun einsetzen. Nur eine politische
Lösung des Konflikts um die anglophonen Regionen kann die
Gewalt beenden", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am
Freitag in Göttingen.
Der emeritierte Kardinal und frühere Erzbischof der
Hafenstadt Douala, Christian Tumi, war gestern Nachmittag
vermutlich von Anhängern der bewaffneten
Unabhängigkeitsbewegung im Nordwesten des Landes
entführt worden. Sie werfen dem 90-Jährigen vor, mit
einem Aufruf zum Schulbesuch fälschlich den Eindruck zu
erwecken, es herrsche Normalität in den
Bürgerkriegsregionen. Dabei gilt der in Freiburg
ausgebildete Theologe als scharfer Kritiker der Regierungspolitik
in den anglophonen Regionen. Mehrfach warf Tumi der Regierung
vor, mit ihrer Politik der Gewalt nur neue Gewalt zu schüren
und rief zum politischen Dialog auf.
Entführt wurde auch der den Kardinal begleitende
traditionelle Führer Sem Mbinglo, der König von Nso.
Beide Persönlichkeiten sind sehr angesehene moralische
Instanzen in der Region. "Ihre Entführung markiert einen
neuen traurigen Höhepunkt in einem Bürgerkrieg, der mit
Übergriffen auf Schulen in den letzten zwei Wochen
eskalierte", berichtet Delius. Erst gestern kamen elf
Lehrkräfte frei, die am letzten Dienstag aus ihren Grund-
und Mittelschulen entführt worden waren. Mehrere
Schülerinnen und Schüler sowie ein ebenfalls
gekidnappter Lehrer waren bereits zuvor freigelassen
worden.
Die Bewegungen, die für eine Unabhängigkeit der
anglophonen Regionen kämpfen, wollen mit den
Entführungen die Zivilbevölkerung einschüchtern.
Sie wollen Schulbesuche verhindern, damit das Leben in den
anglophonen Gebieten nicht normal erscheint. "Übergriffe auf
Schulen sind aber Verbrechen gegen die Menschlichkeit und durch
nichts zu rechtfertigen", so Delius. Schwere
Menschenrechtsverletzungen werden sowohl den für
Unabhängigkeit kämpfenden Bewegungen als auch der
regulären Armee vorgeworfen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200217de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190213de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181115de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180118de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Kamerun