In: Home > News > Vergessener Krieg in der Zentralafrikanischen Republik: 75.000 Menschen seit Jahresanfang vor Gewalt geflohen
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Bozen, Göttingen, 18. Januar 2018
Im Jahr 2017 mussten 180.000 Menschen in der Zentralafrikanischen Republik vor Gewalt fliehen. Damit sind nun rund 1,1 der fünf Millionen Einwohner des Landes inzwischen auf der Flucht. Foto: United Nations Photo.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt
vor einer weiteren Eskalation der Gewalt in der
Zentralafrikanischen Republik, nachdem dort allein in den
vergangenen drei Wochen 75.000 Menschen vor Kämpfen zwischen
verfeindeten Milizen die Flucht ergreifen mussten. Dringend
forderte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag mehr
humanitäre Hilfe für das seit dem Jahr 2012 von einem
Bürgerkrieg erschütterte Land. "Es ist erschreckend,
wie wenig Interesse die dramatische Lage der Not leidenden
Zivilbevölkerung international findet. Dabei braucht rund
die Hälfte der Bevölkerung dringend humanitäre
Hilfe", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius in
Göttingen. Im Jahr 2017 wurden nur 36,5 Prozent des
tatsächlichen Bedarfs an humanitärer Hilfe in Höhe
von 316 Millionen US-Dollar durch internationale Spenden
gedeckt.
"Wir beobachten eine dramatische Verschlechterung der
Sicherheitslage in vielen Regionen des Landes. Besonders
katastrophal hat sich aktuell die Lage im Nordwesten zugespitzt",
berichtete Delius. Am 29. Dezember 2017 brachen in der Umgebung
der Stadt Paoua Kämpfe zwischen schwer bewaffneten Milizen
aus. Seitdem mussten deshalb rund 60.000 Menschen fliehen. Sie
suchten in der Stadt Zzuflucht. Normalerweise zählt Paoua
nur 40.000 Einwohner. Im Tschad wurden rund 15.000 neue
Flüchtlinge aus dem Nachbarland gezählt. Im Jahr 2017
mussten 180.000 Menschen in der Zentralafrikanischen Republik vor
Gewalt fliehen. Damit sind nun rund 1,1 der fünf Millionen
Einwohner des Landes inzwischen auf der Flucht.
Auch in anderen Regionen des Landes eskaliert die Gewalt. So
starben am Mittwoch bei Anschlägen und Auseinandersetzungen
in einem überwiegend von der muslimischen Minderheit
bewohnten Stadtviertel in der Hauptstadt Bangui sieben Menschen.
Ausgelöst wurde die Gewalt durch einen Bombenanschlag und
durch einen Streit zwischen bewaffneten Milizionären und
Händlern, von denen die Kämpfer Schutzgeld
erpressten.
Seit Jahren mahnen Menschenrechtsorganisationen eine umfassende
Entwaffnung aller Milizen an. Das konnte die Regierung bislang
nicht durchsetzen. Die katholische Bischofskonferenz kritisierte
bei ihrer jährlichen Tagung am vergangenen Sonntag scharf
die Gewalt der Milizen und forderte nachdrücklich eine
schnelle Entwaffnung der Kämpfer. Auch appellierten die
Bischöfe an alle Konfliktparteien, sich ohne Bedingungen zu
einer Waffenruhe bereit zu erklären. Rund 70 Prozent des
Landes wird heute von unterschiedlichen bewaffneten Milizen
kontrolliert, die um Macht und Kontrolle von Rohstoffen
kämpfen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150825de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140605de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140428de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140305de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140218de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140109de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140103de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralafrikanische_Republik