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Äthiopien

Mehr als 200 Tote bei Massaker in Äthiopien

Bozen, Göttingen, 26. Dezember 2020

Simien-Nationalpark im Norden von Äthiopien. Foto: A. Davey, CC BY 2.0. Simien-Nationalpark im Norden von Äthiopien. Foto: A. Davey, CC BY 2.0.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor zunehmenden inter-ethnischen Konflikten und einem Bürgerkrieg in Äthiopien gewarnt. Zuvor war bekannt geworden, daß bei einem Massaker an Dorfbevölkerung am 23. Dezember 2020 im Westen des Landes mindestens 207 Menschen zu Tode kamen. Zunächst war man von rund einhundert Toten ausgegangen. Bei einer Verfolgung der bewaffneten Angreifer wurden 42 Personen von Sicherheitskräften getötet. Die meisten Opfer der Gewalt scheinen Angehörige der Shinasha-Minderheit zu sein. Aber auch Oromo und Amharen sollen unter den getöteten Männern, Frauen, Kindern und alten Menschen sein. Seit Monaten nehmen in dem Bundesstaat Benishangul Gumuz Übergriffe der mehrheitlich dort lebenden Gumuz auf Angehörige anderer Bevölkerungsgruppen zu. Den eskalierenden Spannungen liegen oft Landsstreitigkeiten zugrunde.

Rund 10.000 Menschen flohen seit Heiligabend vor der Gewalt im Bezirk Metekel des Bundesstaates Benishangul Gumuz. Die Menschenrechtsorganisation forderte dringend humanitäre Hilfe für die Geflüchteten. Nachdrücklich warnte die GfbV vor einer erneuten Militärintervention der äthiopischen Armee nach dem Vorbild der im November 2020 begonnenen Operation in der Provinz Tigray. "Die katastrophalen menschenrechtlichen und humanitären Folgen der Militäroperation in Tigray sind noch lange nicht alle dokumentiert, da rufen Politikerinnen von Äthiopiens Regierungspartei schon nach einer weiteren Militärintervention in Benishangul Gumuz. Wir können vor einem solchen militärischen Abenteuer nur ausdrücklich warnen. Die Folgen wären für das Horn von Afrika verheerend", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Samstag in Göttingen. Politikerinnern der Frauen-Liga der Regierungspartei haben im Dezember mehrfach eine Intervention der äthiopischen Armee in Benishangul Gumuz verlangt, um die Gewalt zu beenden.

Die Menschenrechtsorganisation zeigte sich angesichts der Eskalation der inter-ethnischen Spannungen sehr besorgt und forderte eine politische Lösung der zugrundeliegenden Landkonflikte und politischen Streitthemen. Dabei müsse der Schutz von Minderheiten Priorität bekommen. Auch müssten die Verantwortlichen für die Gewalt juristisch zur Rechenschaft gezogen werden. Ansonsten drohe Äthiopien eine weitere Zunahme der schon heute hohen Zahl von 2,8 Millionen Binnenflüchtlingen.