In: Home > News > Äthiopiens neue Regierung setzt auf Frauen und Frieden
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 17. Oktober 2018
Der eritreische Präsident Isaias Afewerki un der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed unterzeichnen am 9. Juli 2018 das gemeinsame Friedens- und Freundschaftsabkommen zwischen Eritrea und Äthiopien. Foto: Yemane Gebremeskel via Wikimedia Commons.
Als "beispielhaft" und "wegweisend" bezeichnet die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die neue
Regierung Äthiopiens. "Nach Jahrzehnten von Krieg,
Willkür, Machtmissbrauch und Korruption setzt
Äthiopiens neue Staatsführung ein Zeichen der Hoffnung
und Erneuerung. Statt die immer gleichen Machteliten mit
einflussreichen Posten zu versorgen, setzt Äthiopien auf
einen radikalen Neuanfang. Denn Frauen nehmen zukünftig die
Hälfte aller Regierungsämter ein, das Kabinett wurde
deutlich verkleinert und ein Ministerium für Frieden betont
die neuen Prioritäten der Staatsführung", erklärte
der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.
Auch wird Frauen nicht nur symbolisch Macht übertragen,
sondern eine Frau wird zukünftig den einflussreichen Posten
der Verteidigungsministerin übernehmen.
"Dieser Paradigmenwechsel dürfte in vielen Hauptstädten
Afrikas mit Sorge verfolgt werden, weil er die überkommene
Ordnung in Frage stellt", sagte Delius. Schon mit der
Grenzöffnung zu Eritrea und dem Friedensschluss mit dem
lange verfeindeten Nachbarland hat Äthiopiens neuer
Premierminister Abiy Ahmed dafür gesorgt, dass sich im Horn
von Afrika alle Macht- und Einflusssphären der
Anrainerstaaten radikal verändern. Nicht bei allen
Regierungen in den Nachbarstaaten sorgt dies für
Begeisterung. So fürchten Uganda und der Sudan um ihre
traditionellen Einfluss-Zonen.
Während Länder wie das im Bürgerkrieg versinkende
Kamerun über 60 Minister in hochbezahlten Stellungen
verfügen, der bankrotte Südsudan immerhin noch 38
Minister zählt, verringert Äthiopien die Zahl der
Ministerien von 28 auf nur noch 20 Ämter. Während in
der früheren Regierung nur fünf Frauen vertreten waren,
werden sie zukünftig mit zehn Ministerinnen die Hälfte
aller Regierungsämter besetzen. Ahmed sieht darin ein
wichtiges Zeichen, um wirksam Korruption zu bekämpfen, weil
Frauen nicht so korrupt seien. Auch das neue Ministerium für
Frieden wird von einer Frau geleitet. Damit erkennt die Regierung
die herausragende Rolle von Frauen bei der Suche nach Frieden in
Ostafrika an.
"Die neue Ministerin für Frieden wird aber auch vor der
größten Herausforderung stehen, weil sie zugleich auch
für die Bundespolizei und die Geheimdienste zuständig
ist. Da sind Interessenskonflikte vorprogrammiert und es wird
abzuwarten sein, ob der Suche nach einem dauerhaften Frieden auch
tatsächlich Vorrang gegeben wird", sagte Delius. Die
Menschenrechtler wiesen darauf hin, dass Äthiopiens
Geheimdienste in einer langen Tradition von Folter,
Verschwindenlassen und anderen schwersten
Menschenrechtsverletzungen stehen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180606de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180219de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150617de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/131008de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161201de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161004de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160810de.html
| | www.gfbv.it/3dossier/africa/anuak.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/oromo-de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Äthiopien