In: Home > News > Eskalierende Gewalt in Äthiopien: Menschenrechtsorganisation warnt vor Kriegsverbrechen
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Bozen, Göttingen, 24. November 2020
Der eritreische Präsident Isaias Afewerki un der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed unterzeichnen am 9. Juli 2018 das gemeinsame Friedens- und Freundschaftsabkommen zwischen Eritrea und Äthiopien. Foto: Yemane Gebremeskel via Wikimedia Commons.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt
vor weiteren Kriegsverbrechen der Konfliktparteien im Kampf um
die Kontrolle der Region Tigray in Äthiopien. Bei der
bevorstehenden Einnahme der 300.000 Einwohner-Stadt Mekelle drohe
der Verlust vieler Menschenleben in der Zivilbevölkerung.
"Eine gewaltsame Besetzung der Stadt durch Äthiopiens Armee
käme einer vom humanitären Völkerrecht verbotenen
kollektiven Bestrafung der Zivilbevölkerung gleich. Auch
Tigrays Regionalregierung begeht Kriegsverbrechen, wenn sie die
Zivilbevölkerung am Verlassen der belagerten Stadt hindert",
erklärt GfbV-Direktor Ulrich Delius. Nachdrücklich
fordert die Menschenrechtsorganisation einen sofortigen
Waffenstillstand und Verhandlungen zu einer politischen
Lösung des Streits zwischen der Region Tigray und der
Zentralregierung Äthiopiens. Am morgigen Mittwoch endet ein
72-stündiges Ultimatum zum Verlassen der Stadt, das
Äthiopiens Premierminister am letzten Sonntag
verkündete.
Die GfbV appelliert an den Weltsicherheitsrat, in seiner heutigen
Dringlichkeitssitzung zum Konflikt in Äthiopien den Schutz
der Zivilbevölkerung zu betonen und die Konfliktparteien zu
warnen, dass Kriegsverbrechen strafrechtlich geahndet
würden. "Das Leiden der Zivilbevölkerung in diesem
Machtkampf darf nicht länger ignoriert werden. Zusicherungen
Äthiopiens, Zivilisten zu schonen, sind weder
glaubwürdig, noch realistisch. Denn die Luftwaffe des Landes
hat bereits Wohnviertel in Mekelle bombardiert", berichtet Ulrich
Delius. Die Schutzverantwortung für die
Zivilbevölkerung müsse 15 Jahre nach ihrer
Verabschiedung auf dem Weltgipfel im September 2005 endlich
ernstgenommen und durchgesetzt werden.
Die Menschenrechtsorganisation erinnert daran, dass die
Konfliktparteien oder mit ihnen verbündeten Milizen seit
Beginn des bewaffneten Konflikts im November 2020 bereits
mutmaßliche Kriegsverbrechen verübt hätten. So
wurden am 9. November bis zu 500 Amharen bei einem Massaker in
der im Westen Tigrays gelegenen Stadt Mai Kadra getötet.
Dörfer im Westen Tigrays leiden seit Jahren unter Angriffen
von Milizen, die Massaker verüben. Auch diese
Übergriffe auf die Zivilbevölkerung müssten
endlich strafrechtlich geahndet werden. "Konflikte zwischen den
ethnischen Gemeinschaften der Tigray und Amharen um Land und
Rechte müssen durch Verhandlungen gelöst werden. Gewalt
gegen die Zivilbevölkerung schürt nur neue Konflikte",
so Delius.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201112de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181017de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180606de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180219de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161201de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161004de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160810de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/anuak.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/oromo-de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Äthiopien