In: Home > News > Papst Franziskus im Irak (5. März): Minderheiten hoffen auf deutliche Worte
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 3. März 2021
Papst Franziskus. Foto: Wikipedia.
Der Besuch des Oberhauptes der römisch-katholischen
Kirche wird im Irak und in Kurdistan mit Spannung erwartet. "Vor
allem Angehörige der Minderheiten hoffen, dass Papst
Franziskus die Zentralregierung in Bagdad und die
Regionalregierung in Kurdistan für die Sorgen der
christlichen, yezidischen, mandäischen und anderen
Gemeinschaften sensibilisieren kann", berichtet Dr. Kamal Sido,
Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV). "Religiöse Minderheiten leiden seit Jahren unter
Angriffen radikalislamistischer Gruppen sunnitischer oder
schiitischer Prägung. Sie hoffen daher auf ein Signal, dass
ihnen ein Gefühl der Sicherheit in ihrer historischen Heimat
gibt."
Im Vorfeld des Irak-Besuches appellierte die GfbV an Papst
Franziskus, sich in Gesprächen mit irakischen und kurdischen
Verantwortlichen deutlich für echte Glaubensfreiheit und
eine Verbesserung der Lage der christlichen und anderen
Minderheiten einzusetzen. Die irakische Verfassung vom Oktober
2005 "garantiert" Glaubensfreiheit zwar grundsätzlich.
Allerdings darf kein Gesetz verabschiedet werden, das gegen die
Vorschriften des Islam und seines Rechtssystems
verstößt. Gleichzeitig wird der Islam zur
"Staatsreligion" erklärt. "Diese Diskrepanz ist ein nahezu
unlösbares rechtliches Problem, mit dem christliche, aber
auch andere nicht-muslimische Gruppen sowie Frauen im Irak zu
kämpfen haben", erklärt Sido. "Das Scharia-Recht ist
ein zentraler Bezugspunkt bei der Verabschiedung von Gesetzen
geblieben, die nicht nur für Muslime, sondern für alle
gelten." Konservative Richter und Parlamentsmehrheiten
schiitischer und sunnitischer Parteien täten ihr
Übriges, die Freiheiten religiöser Minderheiten
einzuschränken.
Die Reise vom 5. bis 8. März wird die erste Auslandsreise
des Papstes seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Franziskus
wird Vertreter der Irakischen Zentralregierung sowie der
Regionalregierung Kurdistan treffen. Auch ein Treffen mit der
höchsten Instanz der schiitischen Mehrheitsbevölkerung
des Landes, Großayatollah Sayyid Ali Sistani, steht auf dem
Plan. Außerdem wird der Papst Vertreterinnen und Vertreter
aller christlichen Gemeinschaften treffen - unter anderem in der
Ninive-Ebene. Diese wurde 2014 vom sogenannten Islamischen Staat
überrannt, nahezu alle christlichen, yezidischen und
schiitischen Gruppen wurden vertrieben. In der Hauptstadt
Kurdistans, Arbil, soll der Papst eine Messe in einem Stadion
abhalten.
Der Rückgang der Anzahl an Christen im Irak setzt sich
währenddessen fort. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung
ist von über 3 Prozent im Jahr 2003 auf weniger als 1
Prozent gesunken. Von ursprünglich 500 Kirchen sind noch 57
geöffnet. Doch auch dort bleiben sonntags meist die
Bänke leer. Nur im kurdischen Teil des Landes gibt es noch
mehr christliches Leben, denn hier haben viele nach den
islamistischen Angriffen Zuflucht gefunden.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201023de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201020de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150522de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110715de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090713de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/081107ade.html
| www.gfbv.it/3dossier/me/mandaeer.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/yezid-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/kurtur-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/indexkur.html
in www:
https://de.wikipedia.org/wiki/Römisch-katholische_Kirche_im_Irak
| https://de.wikipedia.org/wiki/Mandäer
| https://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden
| https://de.wikipedia.org/wiki/Kurdistan