In: Home > News > Syrien: Im Schatten von Palmyra. Islamisten zerstören Kirchen, Moscheen und yezidische Heiligtümer im Irak und Syrien
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Bozen, 22. Mai 2015
Palmyra, Syrien, 2010. Foto: Flickr/yeowatzup.
Während nach der Eroberung der antiken Oasenstadt Palmyra
durch den "Islamischen Staat" (IS) in Zentralsyrien dort die
Zerstörung der einzigartigen Kulturgütern droht, setzen
die sunnitischen Extremisten ihren Feldzug gegen christliche,
yezidische und schiitische Heiligtümer im nordirakischen
Mossul und der angrenzenden Niniveh-Ebene weitgehend unbeachtet
von der Öffentlichkeit fort, klagt die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV).
Der IS hat im Internet Bilder von der syrisch-orthodoxen
Tahira-Kirche in Mossul veröffentlicht. Darauf sind
IS-Anhänger zu sehen, die von einem Kran aus christliche
Bildnisse mit Hämmern zerschlagen. "In den vergangenen
Jahrhunderten wurden in den Ländern des Nahen Osten viele
alte christliche Kirchen gewaltsam in Moscheen umgewandelt",
bedauert der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. Die Tahira-Kirche
ist eine der ältesten Kirchen der Stadt und liegt im
Ash-Shifa-Viertel am Tigris. Zuletzt wurde diese Kirche im Jahre
1744 restauriert. Die heutige Fassade bekam sie 1994. 2009 wurde
das christliche Gotteshaus durch die Explosion einer Autobombe
schwer beschädigt, aber wiederhergestellt. GfbV-Informanten
im Irak berichteten zudem, dass ein yezidisches Heiligtum in
Ba'shiqa-Bahzani und eine schiitische Moschee der
Shabak-Minderheit in der Nähe von Bartalla zerstört
worden seien. Beide Ortschaften liegen in der Niniveh-Ebene,
östlich von Mossul.
In Mossul lebten 2003 mehr als 50.000 Christen. Dort gab es rund
35 zum Teil Jahrhunderte alte Kirchen und Klöster. Viele von
ihnen wurden durch die Kämpfe stark beschädigt oder
durch Anschläge zerstört. Christen, Yeziden, Shabak,
Schiiten, Kurden, aber auch viele sunnitische Araber sind aus der
Stadt geflohen. Mossul wird seit Anfang Juni 2014 vom IS
kontrolliert.
Die GfbV hat wiederholt davor gewarnt, dass nach der Vertreibung
der christlichen Assyrer/Chaldäer/Aramäer, Yeziden und
Shabak aus Mossul, der Ninive-Ebene und Sinjar die Extremisten
jegliche Spur des Christentums und des Yezidentums in der Region
für immer auslöschen könnten. Gab es 2003 im Irak
insgesamt noch 300 bis 350 Kirchen, waren es Anfang 2015 kaum
noch 40 Gotteshäuser.
Auch in Syrien sollen seit 2013 mindestens 80 christliche Kirchen
und Klöster zerstört worden sein genauso wie Teile der
historischen christlichen Stadt Maalula nördlich von
Damaskus. Im März 2015 haben IS Extremisten einige
assyrische Kirchen in den Ortschaften entlang des Flusses Khabour
im äußersten Nordosten des Landes zerstört.
"Die barbarischen Angriffe auf die Religion und die Kultur der
Christen im Irak und Syrien sind sehr schmerzvoll und wecken alte
Traumata.", sagt der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. "Vor 100
Jahren wurden im Osmanischen Reich bis zu zwei Millionen Christen
ermordet." Die türkische Regierung unter Recep Tayyip
Erdogan leugnet den Völkermord von 1915 und lehnt eine
Beteiligung an der IS-Bekämpfung vehement ab. Der Irak und
Syrien standen damals unter türkisch-osmanischen
Herrschaft.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150320de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150317de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150128de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/141223de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/141125de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/141030de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/141009de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140825de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140811de.html
| www.gfbv.it/3dossier/war/gutman-rieff.html#r3
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/kurtur-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden
| http://de.wikipedia.org/wiki/Autonome_Region_Kurdistan
| http://de.wikipedia.org/wiki/Syrien