In: Home > News > Corona-Isolationszentren: Indigene in Argentinien unter Zwangsquarantäne
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 8. März 2021
Rio Paraguay. Foto: Ilosuna, wikipedia.
In Isolationszentren in der argentinischen Provinz Formosa, an
der Grenze zu Paraguay, werden Indigene gegen ihren Willen
festgehalten. Das dokumentiert der Bericht "Nos pronunciamos y
proponemos", (Wir erklären uns und reden mit), der die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor wenigen
Tagen erreichte. "Auf der Suche nach Corona-Infizierten sind
Polizeikräfte in indigene Gemeinschaften eingedrungen und
haben dort Menschen aufgegriffen", erklärt Regina Sonk,
GfbV-Referentin für indigene Völker. "Erst nach langer
Suche konnte ihre Angehörigen herausfinden, dass sie in
Isolationszentren gebracht wurden."
Dem Bericht zufolge wurden Menschen in diesen Zentren in Gruppen
von 20 bis 30 Personen mit Gemeinschaftsbädern und ohne
hinreichenden Infektionsschutz untereinander untergebracht. Die
Einrichtungen seien von Polizeikräften bewacht worden. Das
Verlassen der Zentren war den Untergebrachten strengstens
verboten. Betroffene berichten von Schlägen und
erniedrigender Behandlung vonseiten der Polizei. Einige Frauen
berichten von Panikattacken, Tachykardie und Depressionen. Viele
Kinder, darunter auch Säuglinge, wurden von ihren
Müttern getrennt und bei Verwandten oder Nachbarn
untergebracht.
"Die Untergebrachten wussten nicht, wann sie wieder entlassen
würden", so Sonk. "Wenn es während der Isolation einen
weiteren positiven Fall gab, verlängerte sich der
Quarantänezeitraum für alle um weitere 14 Tage. Manche
Betroffene mussten bis zu 30 Tage in diesen Zentren bleiben.
Angehörige berichten, dass sie keine Informationen zu den
Aufenthaltsorten ihrer Verwandten hatten." Über den Verbleib
von 19 Personen sei bis heute nichts bekannt. Ihre Familien
wüssten nicht, was mit ihnen passiert ist. Der Bericht wurde
mit Unterstützung der Vereinigung zur Förderung von
Kultur und Entwicklung (APCD), der Diözese für die
Belange Indigener (EDIPA), der Gemeinde María de la
Merced, der Stiftung Manos de Hermanos und des
Nachbarschaftszentrums Enrique Angelelli erstellt.
In der Provinz Formosa an der Grenze zu Paraguay leben über
20.000 Indigene Wichí. Noch vor 100 Jahren bewohnten sie,
wie auch die indigenen Völker der Nivaclé, Qom und
Pilagá, ihren eigenen Territorien. Diese Gebiete sind
heute auf 4,6 Prozent ihrer ursprünglichen Fläche
geschrumpft. Spätestens seit der Jahrtausendwende haben sich
agrarische Großbetriebe die Territorien einverleibt. Umwelt
und Biodiversität leiden: Formosa gehört zu den am
meisten von Entwaldung betroffenen Provinzen Argentiniens.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201222de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201201de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201111de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200924de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200917de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200722de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200717de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
in www:
www.iwgia.org/en/documents-and-publications/documents/150-iwgia-nos-pronunciamos-y-proponemos-argentina-2021-febrero/file.html
| https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Völker