In: Home > News > Covid-19 bei Indigenen im Amazonas: Infektionen bei kürzlich kontaktiertem Volk zeigen Gefahren
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Bozen, Göttingen, 17. Juli 2020
Indigener Frauenmarsch in Brasilien als Widerstand gegen die repressive Politik Bolsonaros. Foto: Eliane Fernandes / GfbV.
Bei sechs Indigenen vom erst kürzlich kontaktierten Volk
der Nahua ist eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen
worden. Sie lebten in freiwilliger Isolation im peruanischen Teil
des Amazonasbeckens. "Autark lebende Gemeinschaften zu
kontaktieren ist für diese immer mit einem hohen Risiko
verbunden", erklärt Juliana Miyazaki, Referentin für
indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV). "Schon bei ihrem letzten Kontakt mit der
Außenwelt vor über 30 Jahren wurden für uns
herkömmliche Krankheiten übertragen, an denen viele
Nahua gestorben sind." Während der laufenden Pandemie
Kontakt mit isoliert lebenden Völkern zu suchen oder gar zu
erzwingen sei mehr als verantwortungslos.
"Leider werden selbstversorgende Völker immer wieder gegen
ihren Willen aufgesucht", berichtet Miyazaki. "Illegale
Eindringlinge wollen auf ihren Gebieten Holz fällen oder
Gold schürfen. Auch Evangelikale, die zum Missionieren
kommen, bringen Covid-19 und andere Krankheiten mit. Und dann
gibt es immer wieder Übertragungen durch unentdeckt
infiziertes medizinisches Personal, das eigentlich helfen
sollte." Am meisten sei diesen Indigenen allerdings geholfen,
wenn man ihnen selbst die Entscheidung über ihre Kontakte
überlasse und ihr Land vor Eindringlingen
schütze.
Am heutigen Freitag kommt in Brasilien erstmals eine
Arbeitsgruppe für den Schutz isoliert lebender und
kürzlich kontaktierter Völker in der Pandemie zusammen,
um über Maßnahmen zu beraten. "Wahrscheinlich wird
beschlossen, die Zugänge zu indigenen Gebieten mit
Kontrollpunkten zu versehen, an denen auf Infektionen getestet
werden kann", so Miyazaki. "Viele indigene Gemeinschaften haben
diese Maßnahme schon vor Monaten ergriffen. Die Regierung
hat sie dafür schwer kritisiert und versucht, die
Schutzvorkehrungen zu unterbinden." Mindestens 20 Indigene von
eigentlich isoliert lebenden Völkern sind in Brasilien
bisher an Covid-19 erkrankt.
Weltweit gibt es mindestens 110 freiwillig isoliert lebende
indigene Völker. Die meisten von ihnen leben im
Amazonasbecken, verteilt auf Bolivien, Brasilien und Peru.
Für die Abgeschiedenheit haben sie sich zumeist aufgrund
schlechter Erfahrungen mit Gewalt und ansteckenden Krankheiten
entschieden. Landraub, Raubbau an den Rohstoffen auf ihren
Territorien und damit verbundene Umweltzerstörung bedrohen
ihre Existenz.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200610de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200518de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200511de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200429de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200327de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190814de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190527de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190424de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190215de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190110de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181011de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
in www:
https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Bevölkerung_Brasiliens