In: Home > News > Drohnenangriffe in Nordsyrien: Türkei nutzt Weltlage für Angriffe auf Minderheiten
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Bozen, Göttingen, 4. April 2022
Flüchtlingslager in der Region Shahba, Nordaleppo, Nordsyrien. Foto: Kamal Sido / GfbV 2019.
Am Wochenende flogen türkische Kampfdrohnen wieder
Angriffe auf kurdische Ziele im Nordosten Syriens. Beim Angriff
auf ein Fahrzeug wurden am Samstag eine Person getötet und
zwei weitere verletzt. Unter den Verletzten befindet sich der in
der Region beliebte Dichter Farhad Marde. In der vergangenen
Nacht kam es zu weiteren Drohnenangriffen, bei denen ein
assyrischer Christ, Angehöriger der Syrischen Demokratischen
Kräfte (SDF) schwer verletzt wurde. Die SDF bekämpfen
in Syrien den sogenannten "Islamischen Staat" (IS). "Das
türkische Militär scheint seine Angriffe auf
Minderheiten in Syrien zu intensivieren. Denn wegen des Krieges
in der Ukraine lässt die russische Armee den türkischen
Präsidenten gewähren. Zugleich ist die Nato besonders
auf die Türkei angewiesen", erklärt Dr. Kamal Sido,
Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV). "Bundesregierung und Nato kritisieren die andauernden
völkerrechtswidrigen Angriffe auf ethnische und
religiöse Minderheiten in Syrien mit keinem Wort. Sie
verspielen damit in der Region jede Glaubwürdigkeit."
Kurdischen Quellen zufolge sind bei türkischen
Drohnenangriffen in den vergangenen zwei Jahren hunderte Menschen
gezielt getötet oder verletzt worden, darunter Frauen und
Kinder. Weder die Nato, noch Russland, die den Luftraum über
Syrien kontrollieren, kritisieren die nahezu täglichen
Angriffe der Türkei. Diese treffen neben der kurdischen
häufig die christliche, yezidische, alevitische und andere
Minderheiten. "Das Regime des türkischen Präsidenten
Erdogan nutzt Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine für
eigene imperiale Ziele", berichtet Sido. "Während die Nato,
die EU und Deutschland die Machthaber in China wegen ihrer
Unterstützung für Putin zu Recht kritisieren, schweigen
sie zum Verhalten des türkischen Machthabers Erdogan." Wie
China weigert sich auch die Türkei, die westlichen
Sanktionen gegen Putin mitzutragen.
"Wer zu Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen von heute
schweigt, nimmt Genozide von morgen in Kauf", so Sido. "Anstatt
die Verbrechen klar zu benennen, versucht die deutsche
Bundesregierung die Proteste gegen Angriffskriege ihres Partners
zu kriminalisieren." Auf Betreiben des Bundesinnenministeriums
verfolgt die deutsche Justiz Kurden und ihre
Unterstützerszene mit der Begründung, sie
verstießen gegen das Vereinsverbot. Das 1993 verhängte
und völlig überholte PKK-Verbot schwebe wie ein
Damoklesschwert über den Köpfen derer, die Kriege,
Verfolgung, Vertreibung der kurdischen, yezidischen, alevitischen
oder christlichen Minderheiten durch die Türkei oder
islamistische Milizen verurteilen. Diese Praxis stoße
inzwischen auf breite Ablehnung bei den Opfern und dürfe
nicht länger aufrechterhalten werden.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2022/220315de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2022/220216de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2022/220117de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/211007de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210610de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210601de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210419de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210225de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210118de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201203de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/afrin.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Northern-Syria-research-trip-2016.compressed.pdf