In: Home > News > Nordsyrien: Zwei Jahre nach der türkischen Invasion (9. Oktober)
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Bozen, Göttingen, 7. Oktober 2021
Flüchtlingslager in der Region Shahba, Nordaleppo, Nordsyrien. Foto: Kamal Sido / GfbV 2019.
Nahezu alle Angehörigen ethnischer und religiöser
Minderheiten haben die nordsyrische Stadt Serekaniye (arabisch:
Ras al Ain) und die umliegenden Dörfer verlassen. Nach
Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat
die Türkei dieses Ziel zwei Jahre nach ihrem
völkerrechtswidrigen Angriff auf die Region am 9. Oktober
2019 inzwischen erreicht. Sämtliche yezidischen und
christlich-orthodoxen Familien mussten vor der Gewalt der
türkischen Armee und ihrer islamistischen Verbündeten
fliehen, Frauen ohne Kopftuch sind im öffentlichen Leben
nicht mehr sichtbar. "Der türkische Präsident Erdogan
hat in Nordsyrien Fakten geschaffen, die mit jedem weiteren Tag
der Besatzung schwerer umzukehren sind", berichtet
GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido. "Die ethnische und
religiöse Vielfalt der Region ist bis auf Weiteres
zerstört. Es ist fraglich, ob sie jemals zurückkehren
wird." Daten der GfbV zufolge lebten bis zur Invasion vor zwei
Jahren 1.000 yezidische, 60 syrisch-orthodoxe, 20
armenisch-katholische und fünf armenisch-orthodoxe Familien
in Serekaniye und den umliegenden Dörfern.
Weil die Türkei für ihre zynisch benannte "Operation
Friedensquell" fast keinen internationalen Gegenwind gespürt
habe, fühle sie sich in ihrem aggressiven Gebaren
bestärkt. Erdogan habe während dieser Operation
gelernt, dass er sich international alles erlauben kann. "Die
Hoffnung, dass der neue US-Präsident Biden auf die
Weltbühne zurückkehren und ihren Nato-Verbündeten
zur Ordnung rufen wird, hat sich nicht erfüllt",
erklärt Sido. "Die neue Führung in Washington hat
andere außenpolitische Prioritäten. Auch aus Europa
muss Erdogan keine Kritik fürchten, solange er die EU mit
syrischen Geflüchteten erpressen kann."
Während hunderttausende kurdische, arabische,
assyrisch/aramäische, armenische, christliche und yezidische
Vertriebene immer noch in Zelten in der Provinz Al Hasakeh im
Nordosten Syriens leben oder das Land Richtung Europe bereits
verlassen haben, festigt die Türkei ihre Position in den
besetzten Gebieten, indem sie dort radikale sunnitische Muslime
ansiedelt. Nun nehme die Türkei den Rest der Provinz Al
Hasakeh in den Blick. "Die Türkei möchte auch diesen
letzten multiethnischen und multireligiösen Teil Syriens
erobern und wieder hunderttausende Menschen vertreiben", so Sido.
"Das Trinkwasser, dessen Quellen im heute besetzten Serekaniye
liegen, setzt er bereits als Waffe ein, indem er es gezielt
zurückhält: Über 200.000 Menschen müssen in
der Provinz ohne sauberes Trinkwasser auskommen." Nach
inoffiziellen Statistiken lebten in der Provinz Al Hasakeh bis zu
Beginn des syrischen Bürgerkrieges etwa 120.000 Menschen
christlichen Glaubens.
Vertriebene aus Serekaniye starten am 8. Oktober die Social
Media-Kampagne #2YearsSereKaniyeStopErdogan.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210610de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210601de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210419de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210225de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210118de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201203de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201008de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200512de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200311de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200116de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/afrin.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Northern-Syria-research-trip-2016.compressed.pdf