In: Home > News > Syrien: Kein Lebenszeichen von verschleppten Bischöfen seit 2013 - "Hoffnung schwindet"
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Bozen, Göttingen, 19. April 2021
Flüchtlingslager in der Region Shahba, Nordaleppo, Nordsyrien. Foto: Kamal Sido / GfbV 2019.
Nach acht Jahren ohne Lebenszeichen schwindet bei der
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Hoffnung,
die beiden am 22. April 2013 in Nordsyrien verschleppten
Bischöfe wiederzusehen. "Doch an diesem Tag werden die
Kirchenglocken in Aleppo läuten und an den Erzbischof der
syrisch-orthodoxen Kirche, Mor Gregorius Yohanna Ibrahim, sowie
den Erzbischof der griechisch-orthodoxen Kirche, Boulos Yazigi,
erinnern", sagte der GfbV-Nahostexperte am Montag in
Göttingen. Die beiden Bischöfe wurden auf dem Weg zu
Verhandlungen über die Freilassung eines von Islamisten
gefangenen Priesters in der Nähe von Aleppo von Unbekannten
überfallen und entführt. Der Fahrer ihres Wagens wurde
erschossen. 2014 wurden die verschwundenen christlichen
Geistlichen auf Vorschlag der GfbV mit dem Weimarer
Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Alle Bemühungen, mehr
über ihren Verbleib zu erfahren, waren bis heute
vergebens.
"Das war für viele Angehörige der christlichen, aber
auch anderer religiöser Minderheiten eine äußerst
bedrohliche Warnung. Inzwischen sind die meisten geflüchtet,
so dass es in vielen Teilen Syriens keine religiöse Vielfalt
mehr gibt", berichtete Sido. Die jüdische Minderheit sei
bereits in den 1950er Jahren geflohen, als sich die panarabische
Ideologie durchsetzte und es zum Konflikt mit Israel kam. "Der
aggressive Islamismus in den von der Türkei besetzten
Gebieten vertreibt heute Christen, Yeziden, Drusen, Ismailiten
und andere religiöse Minderheiten." Dort werde die
Demografie gewaltsam verändert, denn alle Nicht-Muslime und
viele Kurden mussten vor schweren Menschenrechtsverletzungen
fliehen. In den Häusern Vertriebener würden meist
Familien radikaler Islamisten untergebracht.
Das Assad-Regime behellige die altansässigen christlichen
Gemeinschaften nach wie vor nicht. Doch gegenüber neuen
Kirchen, insbesondere evangelikalen Gemeinden, herrsche
Misstrauen, sagte Sido. Der sunnitisch-arabischen
Bevölkerung seien Menschen suspekt, die vom Islam zum
Christentum konvertieren. In Gebieten unter Kontrolle der
kurdisch dominierten "Syrischen Demokratischen Kräfte" (SDF)
herrsche unter der kurdisch-sunnitischen Bevölkerung mehr
Toleranz. "Religiöse Minderheiten werden durch die
"Nordsyrische Autonome Verwaltung" geschützt. Religiöse
Feste wie Weihnachten werden live von Medien
übertragen."
Waren um 1900 noch über 25 Prozent der Menschen im heutigen
Syrien christlich, so liegt ihr Anteil heute bei etwa 3 Prozent.
Von 2011 bis heute schrumpfte die christliche Bevölkerung
von 1,4 Millionen Angehörigen auf geschätzte 500.000
bis 700.000. In Syrien leben heute insgesamt etwa 19 Millionen
Menschen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210225de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210118de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201203de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201008de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200512de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200311de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200116de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191028de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/afrin.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Northern-Syria-research-trip-2016.compressed.pdf