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USA: Trumps Ignoranz gegenüber Natives

Präsident mit falschem Vorbild

Von Doug George-Kanentiio

Bozen, Göttingen, 3. September 2018

Ignorant und taktlos: Am 27. November 2017 demonstrierte US-Präsident Donald Trump einmal mehr seine Haltung gegenüber Native Americans. Er empfing Veteranen des Volkes der Navajos im Weißen Haus - ausgerechnet unter einem Porträt des ehemaligen Präsidenten Andrew Jackson, eines berüchtigten "Indianer Killer".

Als Präsident Trump das Oval Office im Weißen Haus in Washington D.C. bezog, ließ er ein Porträt des ehemaligen Präsidenten Andrew Jackson aufhängen (rechts). Für diese versammelten Empfänger der Ehrenmedaille scheint das problemlos. Anders sieht es bei indigenen Veteranen aus. Jackson ist für den Tod tausender Indianer verantwortlich. Bild: Benjamin Applebaum/Official White House CC0. Als Präsident Trump das Oval Office im Weißen Haus in Washington D.C. bezog, ließ er ein Porträt des ehemaligen Präsidenten Andrew Jackson aufhängen (rechts). Für diese versammelten Empfänger der Ehrenmedaille scheint das problemlos. Anders sieht es bei indigenen Veteranen aus. Jackson ist für den Tod tausender Indianer verantwortlich. Bild: Benjamin Applebaum/Official White House CC0.

Es ist der Monat zu Ehren und Gedenken des native-amerikanischen Erbes. US-Präsident Donald Trump lädt Navajo Code Talker nach Washington D.C. ins Weiße Haus ein. Der Empfang soll die Anerkennung der Dienste der Navajo Veteranen demonstrieren. Schließlich spielten die Navajos, die sich in ihrer Eigenbezeichnung Diné nennen, bei der Kommunikation militärischer Anweisungen während des Pazifik-Konflikts im zweiten Weltkrieg eine entscheidende Rolle. Das indigene Volk hatte einen auf ihrer Sprache beruhenden Geheimcode entwickelt. Sie wurden zu Funkern ausgebildet. Durch diese sogenannten Code Talker konnten das Militär oder die Marine kommunizieren, ohne zu riskieren, dem Gegner strategische Informationen preiszugeben. Denn der Code konnte von den Japanern bis zum Kriegsende nicht geknackt werden. So rettete der Code auf Seiten der Alliierten Tausenden das Leben.

Die Navajos sind die berühmtesten und am meisten geehrten aller Code Talker. Sie waren jedoch nur eines von über zwei Dutzend Native-Völkern, welche das US-Militär einsetzte, um per Funk strategische Informationen zu übermitteln. Zu ihnen gehörten auch die Lakota, Choctaw, Cheyenne, Oneida, Hopi, Anishinabe und Mohawk. Doch kein Vertreter dieser Völker war zu dem Empfang im Weißen Haus eingeladen.

Die Ersten, die im amerikanischen Militär dienten, waren die Choctaw. Sie kämpften bereits im ersten Weltkrieg - trotz der damaligen US-amerikanischen und diskriminierenden "Indianer-Politik". Diese Politik hatte zum Ziel, die indigenen Sprachen und Kulturen auszulöschen: Native Americans blieben in historischen Texten unerwähnt; an staatlichen Schulen wurden sie aktiv unterdrückt, etwa indem ihnen das Sprechen in der eigenen Sprache verboten war. Trotz allem und obwohl sie territoriale Verluste, Umsiedlungen und erzwungene Akkulturation erfahren hatten, war im Verhältnis zur eigenen Bevölkerungszahl keine andere ethnische Gruppe in so großer Zahl im US-amerikanischen Militär vertreten wie die Natives.

Trump war sich weder der Rolle der Code Talker in der Geschichte seines Landes, noch allgemein der native-amerikanischen Geschichte bewusst - oder sie war ihm gleichgültig. Er empfing die Navajo-Vertreter unter dem Porträt des siebten Präsidenten der USA (1829 - 1837) Andrew Jackson: des Mannes, der verantwortlich für den Tod von tausenden Natives war.

Jackson deportierte die Cherokee, Choctaw und Seminolen aus ihrer Heimat im Osten der USA ins westliche "Indianer-Territorium", das heutige Oklahoma - ein Exodus, welcher von Hunger, Krankheit und Tod geprägt war. Ihn kümmerten die Menschenrechte der Natives nicht. Im Gegenteil: Seine Kaltherzigkeit war berechnend und zerstörerisch. Er missachtete sowohl den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika als auch die amerikanische Verfassung, als er den "Indian Removal Act" (dt.: das "Indianer-Umsiedlungsgesetz") durchsetzte. Damit legalisierte er nicht nur die Vertreibung der Indianer, er öffnete auch Millionen Morgen gestohlenes Land für europäische Siedler. Das führte wiederum zu einem extremen Anstieg der gewaltsamen Versklavung von Afrikanern.

Donald Trump nannte Jackson in der Vergangenheit des Öfteren "sein Vorbild". Heute behandelt er die Natives auf verletzende Weise, ohne jeden Respekt. Er würdigte die Navajos herab, als er sich entschloss, Jacksons Bild die Zeremonie überragen zu lassen. Zudem versäumte er es, auch die anderen indigenen Gemeinschaften zu würdigen, die ihren Beitrag als Code Talker geleistet hatten. Sie bekamen keine Anerkennung. Während des Empfangs sprach er außerdem spöttisch über die US-Senatorin Elizabeth Warren und bezeichnet sie als Pocahontas. Warren reklamiert für sich, möglicherweise von Indigenen abzustammen.

Pocahontas, auch unter den Namen Matoaka oder Amonute bekannt, lebte von 1596 bis 1617. Sie war eine Native aus der Region des heutigen Bundesstaates Virginia und Bürgerin der Powhatan Konföderation, eines Bündnisses aus mehr als 30 Indianerstämmen. Die junge Frau kämpfte für Frieden zwischen den englischen Siedlern und ihrem Volk. Sie heiratete den Engländer John Rolfe, konvertierte zum Christentum und wurde auf den Namen "Rebecca" getauft. Anschließend lebte sie in England.

Im Alter von 21 Jahren starb Pocahontas in England. Sie war kurz davor, in ihre Heimat zurückzukehren. Ihre Rolle in der amerikanischen Geschichte wurde stark verzerrt, bis schließlich ihr Name und ihr vermeintlicher Status als "Prinzessin" eine Herabsetzung für indigene Frauen wurde. Trumps Kommentare bestätigen diese Verzerrung des Lebens einer bemerkenswerten Persönlichkeit.

Dass es Trump an jeglicher Empathie für Natives mangelt, zeigt sich außerdem in seiner Verurteilung der indigenen wirtschaftlichen Initiativen. Darüber hinaus bezeichnet er die Akwesasne Mohawks, meine Leute, als Kriminelle. Die Pequots versucht er zu demütigen, indem er auf ihr Aussehen anspielt und behauptet, sie sähen für ihn nicht wie "echte Indianer" aus.

Der Haushaltsplan, den er versucht durch den Kongress zu bringen, verringert die staatliche Hilfe für indigene Gemeinden. Außerdem erleichtert Trump Energiekonzernen, Pipelines durch umstrittenes Land zu bauen und lockert die Einschränkungen für Mineralausbeutung. Zusätzlich erlaubte er die Jagd auf Tiere, welche ein wesentlicher Bestandteil der indigenen Kultur und Nahrung sind.

Wohnraum, Bildung, Gesetzesvollzug, Umweltschutz, Ausbildung, Programme zur Missbrauchsvorbeugung in der Familie - beinahe jedes Thema, das indigene Territorien betrifft, würde durch Trumps Haushaltsplan stark beeinflusst und geschädigt werden.

Das Porträt von Präsident Andrew Jackson an der Wand des Oval Office wacht über Trump - den ehemaligen Präsidenten würde die Art und Weise, wie Trump seine Politik der Ausweidung fortsetzt, sicher erfreuen.

Die Mohawk bezeichnen Trump als Präsident "La-na-da-gai-ius". Das bedeutet so viel wie "Stadtzerstörer". Der Name hat seinen Ursprung in der Zeit von George Washingtons Großvater. Dieser hatte die Angewohnheit, bei der Einnahme von indigenem Land die Städte der Natives niederzubrennen. Der Name wurde über die Präsidenten-Generationen weitergeben. Zu Trump passt er hervorragend.

[Zum Autor] Doug George-Kanentiio ist Schriftsteller und Journalist. Er ist Angehöriger des Volkes der Akwesasne Mohawk und Experte für die Politik und Kultur der Irokesen.

Aus dem Englischen übersetzt von Dörte Winkler

Aus pogrom-bedrohte Völker 307 (4/2018).