Nach den schweren Auseinandersetzungen im Norden Nigerias hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) dem nigerianischen Staatspräsidenten Olusegun Obasanjo vorgeworfen, mit seiner Beschwichtigungspolitik gegenüber muslimischen Machtpolitikern mitverantwortlich für das Blutbad zu sein, bei dem am Donnerstag in der Stadt Kaduna mindestens 105 Menschen getötet worden sind. "Der Streit um die Miss World-Wahl ist im überwiegend muslimischen Norden des Landes bewusst geschürt worden, um die Autorität des demokratisch gewählten Staatspräsidenten in Frage zu stellen", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. "Die unsensible Berichterstattung der nigerianischen Boulevardzeitung ThisDay war dann das Zünglein an der Waage und hat die Gewalt wieder aufflackern lassen." Obasanjo müsse sich endlich seiner Verantwortung stellen und mit der Abschaffung der umstrittenen Scharia- Gesetzgebung den ethnisch-religiösen Konflikten Einhalt gebieten. Weggucken und Aussitzen seien keine angemessene Antwort auf den Tod von mehr als 6.000 Menschen, die seit 1999 bei ethnisch- religiösen Auseinandersetzungen in Nigeria ums Leben gekommen sind.
"Nicht die Organisatoren der Miss World-Wahl sind dafür verantwortlich, dass Nigeria heute vor einer Zerreißprobe steht, sondern das jahrelange Taktieren nigerianischer Politiker, die auch vor dem Schüren von Unruhen nicht zurückschrecken, um ihren eigene Macht zu erweitern," kritisierte Delius.
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