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Afghanistan-Folgekonferenz auf dem Petersberg in Bonn (2.12.2002)

Kriegsverbrechen von Warlords nicht länger tabuisieren!

Bozen, Göttingen, 2. Dezember 2002

Strassenszene in Afghanistan. Foto: Michael Pohly.Kriegsverbrechen und bis heute andauernde schwere Menschenrechtsverletzungen der rivalisierenden Warlords in Afghanistan dürfen nicht länger tabuisiert werden. Diese Forderung hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich der Eröffnung der Afghanistan- Folgekonferenz auf dem Petersberg bei Bonn am Montag erhoben. "Wer den Terror der Taliban verurteilt, aber nicht entschieden gegen die Verbrechen seiner heutigen Bündnispartner in Afghanistan vorgeht, verspielt seine Glaubwürdigkeit", kritisierte der GfbV- Asienreferent Ulrich Delius und forderte eine unabhängige Untersuchung der Übergriffe durch eine internationale Kommission.

Selbst ein so schwerer Vorwurf wie der Massenmord an mehr als 1.000 gefangenen Taliban- Anhängern sei monatelang ignoriert worden, warf Delius der Antiterror-Koalition und der afghanischen Regierung vor. Für den gewaltsamen Tod der Kriegsgefangenen im Dezember 2001 soll der stellvertretende Verteidigungsminister Afghanistans, General Abdul Rashid Dostum, verantwortlich sein. Es sei ungeheuerlich, dass der Usbeken-General ungestraft Zeugen dieses Verbrechens inhaftieren und foltern lassen könne, um sie an belastenden Aussagen zu hindern.

Die Gefangenen sollen während des Transports zu einem Lager in Dasht-e-Leili im Norden des Landes in Container-Lastwagen qualvoll erstickt sein, hatte die amerikanische Menschenrechtsorganisation Physicians for Human Rights bereits im Januar 2002 berichtet. "Bis heute sind keine konkreten Initiativen zur Aufklärung dieses Verbrechens und zur Bestrafung der Täter ergriffen worden", sagte Delius, "und entgegen den Angaben des UN-Sonderberichterstatters für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, ist der Tatort monatelang nicht gesichert worden."

"Die Antiterror-Koalition hat mit der Wahl dieser Bündnispartner den Bock zum Gärtner gemacht", kritisierte Delius. "General Dostum, Provinzgouverneur Imail Khan und andere Warlords stehen nicht für Menschenrechte, sondern für Machtmissbrauch und Willkür." Bereits am Freitag hatte die GfbV in einem achtseitigen Memorandum vor einer Gefährdung des Wiederaufbaus in Afghanistan durch die Warlords gewarnt, die ihre Milizen seit Jahren mit dem Opium-Anbau finanzierten. Schon deshalb sei es absurd, jetzt mit der afghanischen Regierung in Bonn über den Kampf gegen Drogenanbau zu sprechen.

Siehe Interview mit M. Pohly, erscheint in der Zeitschrift "pogrom/bedrohte Völker" der Gesellschaft für bedrohte Völker-international (Nr. 215 - 5/2002).


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/2c-stampa/02-3/021014de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/02-3/020909de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/02-1/020318de.html | www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/terror-de.html | www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-samar.html | www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-maed-de.html | www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/omid-de.html | www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-colavde.html
* www: www.shuhada.org | www.iccnow.org
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