Die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) hat am Freitag morgen an die
Bundesregierung appelliert, ihre Friedenspolitik im Irak
über den Wahltag am kommenden Sonntag hinaus
überzeugend fortzusetzen. Hierzu erklärte der
Generalsekretär der GfbV Tilman Zülch:
"Es ist jetzt an der Zeit, nicht nur von westlichen Interessen,
von Erdöl und gefährlichen Waffensystemen zu sprechen,
sondern endlich auch das seit dreieinhalb Jahrzehnten andauernde
unendliche Leid der Zivilbevölkerung zur Kenntnis zu nehmen.
Die Bundesregierung muss ihre neue Verantwortung in
Weltsicherheitsrat wahrnehmen und konstruktiv umsetzen. Sie muss
die internationale Gemeinschaft bewegen in den nächsten
Wochen und Monaten nicht nur weiter Waffen-, sonder parallel dazu
auch Menschenrechtsinspektoren in den Irak schicken. Wir fordern
Bundeskanzler Schröder und Außenminister Fischer auf,
umgehend deutsche Persönlichkeiten aus dem
Menschenrechtsbereich für diese Aufgaben zu benennen".
Die Inspektoren sollen im Einzelnen u.a. jeweils ohne
Voranmeldung:
* die Gefängnisse wie die berüchtigten Kerker von
Abu-Ghraib und al-Radhwaniya in dene Tausende Iraker alle
Nationalitäten ermordet wurden, aufsuchen und die
Freilassung aller politischen Gefangenen durchsetzen;
* überall im Lande nach improvisierten Lagern und
Sammelplätzen für politische Gefangenen suchen und so
weitere Folter, Exekutionen und das Verschwindenslassen von
Menschen verhindern;
* das Schicksal von 300.000 bis 400.000 verschwundenen oder
ermordeten Schiiten klären;
* den Verbleib von nach kurdischen Angaben 182.000 Opfern der
Giftgasoffensive "Anfal" klären;
* die Situation der 250.000 so genannten Marscharaber
recherchieren, von denen mehr als 200.000 in andere Teile des
Irak deportiert oder in den Iran vertrieben wurden, um weiteren
Massentötungen dieser ethnischen Gruppe zu wehren.
Eine dauerhafte Friedenssicherung in der Region kann nur durch
Durchsetzung der Menschenrechte gewährleistet
werden.
Siehe auch "DOKUMENTATION"