Sehr geehrte Damen, Sehr
geehrte Herren,
Als Menschenrechtsorganisation bedauern wir den Beschluss der
Landesregierung, die Zeitung "La voce del popolo" in Istrien
nicht zu unterstützen. Die Zeitung der italienischen
Sprachgruppe im slowenisch-kroatischen Istrien steckt in
großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Deshalb
appellieren wir an Sie, den Beschluss zu überdenken.
Bereits
ein kleiner Beitrag hilft der Zeitung, die Krise zu
überwinden. Das autonome Land Südtirol unterstreicht
mit einer Hilfe außerdem seine Solidarität mit einer
Minderheit.
Die italienischen Istrier wurden nach dem 2. Weltkrieg von
slowenischen und kroatischen Nationalisten und Tito-Kommunisten
kollektiv für die Verbrechen des faschistischen Italiens
bestraft. Das Mussolini-Regime versuchte mit Polizei-Terror,
ethnischen Säuberungen und der Ansiedlung von regimetreuen
Italienern das mehrsprachige Istrien zu kolonialisieren. Aus
Rache für die faschistische Eroberungspolitik wurde der
größte Teil der Italiener Istriens vertrieben,
zurück blieb eine Rest-Minderheit.
Auch in Südtirol lebende Vertriebene aus Istrien und
Dalmatien - wie der Bozner Bürgermeister Giovanni
Salghetti.
Die italienische Minderheit im inzwischen slowenisch und
kroatisch geteilten Istrien arbeitet mit dialogbereiten Slowenen
und Kroaten zusammen. Besonders in der kroatischen Region
verstand es die italienische Sprachgruppe über eine
interethnische Partei auch kroatische Bürger für ihre
Anliegen zu gewinnen - Istrien, eine mehrsprachige Region, die
grenzüberschreitend mit der italienischen Region
Friaul-Julisch-Venetien zusammenarbeit will.
Die Italiener Istriens haben sich von den italienischen Rechten
nicht instrumentalisieren lassen. Deren demokratische
Organisation, die Dieta democratica istriana, suchte nie den
Kontakt mit dem MSI oder deren Nachfolgepartei Alleanza
Nazionale. Sie suchen demokratische Partner. Auch das autonome
Land Südtirol sollte sich deshalb anbieten. Südtirol,
"Schutzmacht" für die italienische Sprachgruppe in Istrien.
Das wäre gelebte Solidarität.
Wir unterstützen deshalb die Bitte der Vereinigung der
Minderheiten-Zeitungen Midas nach Unterstützung der Zeitung
"la voce del popolo".