Die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) fordert, sich für ein internationales
Kriegsverbrechertribunal für Giftgastäter im Irak
einzusetzen. Mit diesem könnten sowohl die irakischen
Giftgastäter wie Saddams Cousin Hassan Ali Majid als auch
westliche Lieferfirmen angeklagt und verurteilt werden.
Ali Hassan Al-Majid hatte 1986 bis 1988 die von
Giftgasbombardements begleitete so genannte Anfal-Offensive gegen
die kurdische Bevölkerung im Irak durchgeführt. Dabei
wurden nach Schätzungen der GfbV rund 180.000 Menschen
ermordet. Dies belegen vier Millionen Dokumente des
Saddam-Regimes, die kurdische Freiheitskämpfern erbeutet
haben und die internationale Menschenrechtsorganisation Human
Rights Watch gemeinsam mit kurdischen Menschenrechtlern
durchgesehen hatte. Die Giftgasangriffe seien so furchtbar
gewesen, notierte ein Report der Vereinten Nationen, "und von so
gewaltigem Umfang, dass nur wenige Präzedenzfälle seit
dem Zweiten Weltkrieg zu finden sind."
Jetzt droht den Kurden neues Unheil. Syrien hat bereits seine
Grenzen geschlossen, Flüchtlinge müssen in der
Grenzregion ausharren oder nach Bagdad zurückkehren. Die
GfbV kritisiert bereits seit mehreren Jahren die
Minderheitenpolitik Syriens. Dort leben zwei Millionen Kurden,
das sind zehn Prozent der Bevölkerung. Trotzdem wird
mehreren Hunderttausend Kurden die Staatsbürgerschaft
verweigert, im syrischen Parlament sind sie nicht vertreten, ihre
Sprache und Kultur wird unnachsichtig unterdrückt.
Auch die Schiiten im Süden des Irak sind mit dem Einmarsch
der Amerikaner bedroht. Saddam Hussein könnte erneut gegen
sie vorgehen, nachdem sie bereits 1991 nahezu 400.000 Tote zu
beklagen hatten. Einen ersten Übergriff auf die Schiiten gab
es erst vor wenigen Tagen, bei dem bis zu 300 Menschen umkamen
oder verwundet worden sind. Das erfuhr die GfbV aus sicherer
Quelle. Ohne Vorwarnung hätten Armee und Geheimdienst das
Feuer auf die Mitglieder einer Protestkundgebung gegen das
irakische Regime eröffnet. Die Demonstration sei aus einer
religiösen Prozession in der heiligen Stadt Kerbela im
Rahmen des schiitisch-islamischen Trauermonats Muharram heraus
entstanden.
Siehe auch Dokumentation: "Saddam Hussein - die Zahl der Opfer hat die erste Million überschritten"