Offener Brief an die Präsidentin des Südtiroler Landtages Alessandra Zendron, an die Vize-Präsidenten Hermann Thaler und Carlo Willeit, an die Fraktionsvorsitzenden und an die Abgeordneten
Bozen, 4. Juli 2003
Sehr geehrte Damen, Sehr geehrte Herrn,
Helfen Sie uns das Schweigen zum russischen Krieg in
Tschetschenien zu brechen. Folgen Sie dem Beispiel der
Parlamentarischen Versammlung des Europarates, die auf ihrer
jüngsten Sitzung Anfang Juli den russischen Staatsterror in
Tschetschenien scharf kritisiert hat. Nach zwei Kriegen
überzieht der ehemalige KGB-Agent Putin ganz nach
stalinistischer Tradition das bereits zerstörte Land mit
Terror, im Namen des Anti-Terrors. Als Menschenrechtsorganisation
(www.gfbv.de und www.gfbv.it) appellieren wir
deshalb an Sie, die Friedensinitiative des ehemaligen
tschetschenischen Außenministers Ilya Achmadov und der
Radikalen Partei zu unterstützen.
In Tschetschenien führt der russische Staat mit seiner Armee
und seinen sogenannten Anti-Terror-Einheiten immer noch einen
schmutzigen Krieg gegen die Bevölkerung. In zwei Kriegen
starben mehr als 160.000 Menschen. Die meisten Dörfer und
Städte der kleinen Republik wurden von der russischen
Luftwaffe bombardiert und zerstört. Tschetschenische
Menschenrechtler dokumentierten (
www-alt.gfbv.de/voelker/europa/tschetschenien/Memomai03.pdf)
ausführlich die Menschenrechtsverletzungen der russischen
Sicherheitsorgane, aber auch tschetschenischer
Widerstandskämpfer.
Eine neue Initiative zugunsten Tschetscheniens ist mehr als
notwendig. Die zwei wichtigsten EU-Staaten, Frankreich und
Deutschland, lehnten gemeinsam mit Russland den Krieg gegen den
Irak ab. Eine "unheilige" Allianz: Frankreich ist wegen seiner
Waffenlieferungen für den Völkermord der Hutus an den
Tutsi in Ruanda verantwortlich, deutsche Firmen rüsteten den
Irak des inzwischen gestürzten Saddam Hussein auf, Russland
führt seit Mitte der neunziger Jahre einen blutigen Krieg
gegen Tschetschenien.
Der ehemalige tschetschenische Außenminister fordert die
sofortige Einstellung der Kriegshandlungen in Tschetschenien, das
unter UNO-Kontrolle gestellt werden sollte.
Die Radikale Partei unterstützt diese tschetschenische
Friedensinitiative, die inzwischen mehr als 4.000
Persönlichkeiten unterschrieben haben - wie beispielsweise
Marek Edelmann, der ehemalige Kommandant des jüdischen
Ghettoaufstandes von Warschau; Jelena Bonner, russische
Menschenrechtlerin und Witwe des sowjetischen Dissidenten Andrej
Sacharow, der grüne Europaparlamentarier Reinhold Messner
und der ehemalige CSU-Europaparlamentarier Otto von
Habsburg.
Wir bitten Sie aus diesen Gründen, die tschetschenische
Friedensinitiative zu unterschreiben. Fordern Sie auch Ihre
Kolleginnen und Kollegen des Regionalrates auf, die Petition zu
unterzeichnen. Unterbreiten Sie den Appell auch der
Regionen-Konferenz und signalisieren Sie damit das Ende der
Isolierung Tschetscheniens.