Bozen, Göttingen, Berlin, 26. Januar 2004
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat mit
Schreiben an 58 bei der am 26. Januar beginnenden Internationalen
Konferenz gegen Genozid in Stockholm vertretene Staats- und
Ministerpräsidenten den Ausschluss des so genannten
serbischen Delegierten Bosnien- Herzegowinas Dejan Miletic in
Sachen Kriegsverbrechen gefordert.
Der Direktor des umstrittenen Kooperationsbüros der
bosnischen Teilrepublik Srpska mit dem Haager Tribunal, hatte im
September 2003 den Massenmord an 7294 (Angaben des IKRK) in
Srebrenica ermordeten bosnisch-muslimischen Knaben und
Männern geleugnet. Miletic hatte die Zahl von nur 2000 Toten
genannt. Von diesen seien 1800 in Kämpfen gefallen, nicht
aber ermordet worden. 100 Einwohner der Stadt seien serbischen
Racheakten zum Opfer gefallen und weitere 100 an Erschöpfung
gestorben.
"Wer wie Dejan Miletic Völker- und Massenmord leugnet oder
verharmlost, darf nicht an einer internationalen Genozidkonferenz
teilnehmen", schrieb Tilman Zülch, der Präsident der
GfbV- International, an die Teilnehmer der Konferenz. Die GfbV
dankt in diesem Zusammenhang der Kongressleitung, dass sie eine
Zusammenfassung der GfbV-Erklärung allen Teilnehmern zur
Verfügung gestellt hat.
Inzwischen sind Gebeine von 6500 in Srebrenica Ermordeten,
vorwiegend aus Massengräbern, geborgen worden. 1062 der
Mordopfer wurden bereits identifiziert, 1001 in der
Gedenkstätte Potocari, dem Ort der serbischen Selektion bei
Srebrenica beigesetzt. Zülch war als GfbV- Vertreter bei
mehreren Exhumierungen anwesend. Im August 2001 wurde der
Befehlshaber der in Srebrenica eingesetzten serbischen Einheiten
Radislav Krstic wegen Genozid und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit zu 46 Jahren Haft verurteilt.
Das Schreiben der internationalen Menschenrechtsorganisation mit
beratendem Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten
Nationen (ECOSOC) wurde auch an die Vertreter der UN, der UNESCO
und des Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte,
an das Holocaust- und Memorial Museum, die EU, den Europarat, den
Rat der Europäischen Union, an die OSZE sowie die bei der
Konferenz vertretenen NGOs und die Internationalen Tribunale und
Gerichte übermittelt. Alle diese internationalen
Institutionen nehmen an der Konferenz teil.