Bozen, Göttingen, Berlin, 26. Januar 2004
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat sich
am Montag für eine Aufrechterhaltung des EU-Waffenembargos
gegen China ausgesprochen. "Rüstungsexporte nach China sind
unverantwortlich, solange die chinesische Führung
elementarste Menschenrechte der eigenen Bevölkerung mit
Füßen tritt und Taiwan mit Krieg droht", erklärte
der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius. Auf Initiative Frank- reichs
wird der EU-Außenministerrat heute in Brüssel
über eine Aufhebung der nach dem Massaker auf dem Platz des
Himmlischen Friedens 1989 verhängten Strafmaßnahme
beraten. Das Waffen-embargo sei noch immer gerechtfertigt, da
China sich bis heute weigere, die Verantwortlichen für das
Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens vor Gericht zur
Rechenschaft zu ziehen und die wegen ihrer Proteste 1989
inhaftierten Studentenführer freizu-lassen. Auch sei die
chinesische Führung für willkürliche
Verhaftun-gen, Folter und Hinrichtungen von Uiguren
verantwortlich. In der Tibet-Frage verwei- gere sich Peking jedem
Dialog und verstärke seine Repression. Mit besonderer
Brutalität gehe das Regime gegen die Meditationsgruppe Falun
Gong vor. Mehr als 860 Falun Gong-Anhänger seien seit Sommer
1999 gewaltsam zu Tode gekommen.
Chinas Staatspräsident Hu Jintao wird bei seinem heutigen
Besuch in Frankreich nochmals nachdrücklich für eine
Aufhebung des Embargos plädieren. Auch der deutsche
Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte sich bei seiner
China-Reise im November 2003 für ein Ende des Embargos
ausgesprochen. Außenminister Joschka Fischer hatte dieses
Plädoyer nach massiver Kritik von Menschen-
rechtsorganisationen und nach Protesten aus den Reihen der
eigenen Partei jedoch später relativiert.