Bozen, Göttingen, 6. April 2004
Der Generalsekretär der
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Tilman
Zülch, erhebt anlässlich des 10. Jahrestages des
Völkermordes in Ruanda schwere Vorwürfe: "Während
die internationale Gemeinschaft des Völkermords in Ruanda
gedenkt und es bereut, nichts zur Rettung der Tutsi-Minderheit
unternommen zu haben, erreicht der Genozid im Westsudan seinen
Höhepunkt. Wieder werden vor aller Augen ungeheuerliche
Verbrechen verübt, gegen die sich nur wenige
Menschenrechtler und Journalisten engagieren. Dabei muss es
sofort eine Intervention von internationalen Friedenstruppen
geben, die den Völkermord und die Massenvertreibungen der
arabischen Milizen und der sudanesischen Regierungstruppen an den
schwarzafrikanischen Völkern der Fur, Masaalit und Zaghawa
in Darfur/Westsudan beendet. Auch hier könnte es wie in
Ruanda zur schlimmsten Katastrophe kommen: Eine Million Menschen
drohen zu verhungern, weil die sudanesische Regierung
humanitäres Völkerrecht missachtet und Hunger als Waffe
einsetzt. Hunderttausende sind auf der Flucht.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft dem
nordsudanesischen Regime und seinen Milizen im einzelnen
vor:
- Massenvertreibungen von mindestens 800.000 Menschen
- Massentötungen
- Bombardements ziviler Ziele wie Dörfer, mit
Flüchtlingen überfüllte Städte und
Flüchtlingslager
- Planmäßige Massenvergewaltigungen von Frauen und
Mädchen
- Entführung von Kindern
- Plündern des Eigentums und Raub der
Viehbestände
- systematisches Verbrennen oder Zerstören Hunderter
Dörfer
- Zerstörung von Trinkwasserquellen und Brunnen
- Verbrennen von Ernten und Saatgut
- Verweigerung von humanitärer und medizinischer Hilfe
für die Überlebenden.
Wir haben seit Jahren internationale Ölkonzerne davor
gewarnt, während des Krieges zwischen dem arabischen Regime
in Khartum und dem schwarzafrikanischen Südsudan in den
dortigen Kriegs- und Vertreibungsgebieten Öl zu
fördern. Jetzt kauft der Sudan mit den Einnahmen aus dem
Ölgeschäft Hubschrauber und schwere Waffen und setzt
sie gegen die Zivilbevölkerung ein. Unsere
Menschenrechtsorganisation erinnert daran, dass den
Feldzügen der Regimes in Khartum in den letzten 40 Jahren
2,5 Millionen Südsudanesen und Nuba zum Opfer gefallen sind.
Auch dieses Mal wird Khartum den Genozid und die Vertreibungen im
Westen des Landes zu Ende führen, wenn es nicht zu einer
Intervention von außen kommt."