Bozen, 27. August 2004
Unverfrorener
kann eine Stellungnahme gar nicht sein. Das Landesressort
für das Gesundheits- und Sozialwesen stellt fest, dass ein
Wohnplatz für Sinti unter einem Autobahnviadukt "zumutbar
und hygienisch einwandfrei" sei. Zumutbar, weil es sich um Sinti
handelt? Kennt das Landesressort beispielsweise die Studie des
Schweizer Präventivmediziners Nino Künzli über die
verkehrsbedingte Luftverschmutzung? Die beeindruckende
Untersuchung liegt in der Landesagentur für Umweltschutz auf
- von wegen "zumutbar und hygienisch einwandfrei". Für die
Familie Zeni ist der Wohnplatz unter der Autobahn in Gmund in der
Gemeinde Pfatten zweifelsohne ein akzeptabler Standort mangels
nicht zur Verfügung gestellter Alternativplätze.
Wie kommt ein reiches Land dazu, das die zu stellende Frage,
einer Minderheit kaltschnäuzig - und unter vorgegekaukelter
Wissenschaftlichkeit - unter einem Autobahnviadukt abzuschieben,
zwischen Mülldeponien und Kläranlagen zu ghettoisieren.
Das Bemühen der Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland
um die Integration der Sinti ist löblich, es braucht aber
mehr. Die Ankündigung des Landesressorts, die Wohnsituation
zu erörtern, ist doch auch ein Eingeständnis, dies
bisher unterlassen zu haben. Seit mehr als 20 Jahren ist ein
Staatsgesetz in Kraft, das Wohnplätze für Sinti und
Roma vorsieht, und zwar menschengerechte Wohnplätze. Das
Landesressort ist also in Verzug. Die Frage: Warum?