Bozen, Göttingen, 28. Juni 2004
Deutschland muss mithelfen, den drohenden Krieg zwischen
Ruanda und Kongo abzuwenden. Dies hat die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) einen Tag vor Ankunft des
Staatspräsidenten von Ruanda, Paul Kagame, in Berlin
gefordert. Die Menschenrechtsorganisation appellierte am Montag
an die Bundesregierung, ihren Druck auf die ruandische
Führung zu verstärken und so auf das "Säbelrasseln
eines Schwerpunktlandes deutscher Entwicklungshilfe in Afrika"
entschiedener zu reagieren. "Kagame muss zum Einlenken bewegt
werden, um eine erneute Tragödie im Kongo zu verhindern",
sagte der GfbV- Afrikaeperte Ulrich Delius. Berlin solle sich
deshalb bei der Weltbank dafür einsetzen, dass die
Entwaffnung von Ruanda-feindlichen extremistischen Milizen im
Osten des Kongo massiver gefördert wird. Im Gegenzug
müsse Kagame endlich seine logistische Unterstützung
für Ruanda-freundliche Rebellen in der gleichen Region
einstellen.
Um die Kriegsgefahr zu bannen, hatten die Präsidenten des
Kongo und Ruandas am vergangenen Freitag auf einem eilends in
Nigeria organisierten Gipfeltreffen zwar ihre
Friedensbereitschaft bekundet. Doch sei dies nur halbherzig
geschehen, kritisierte Delius. Konkrete Maßnahmen zur
langfristigen Lösung der Konflikte zwischen beiden Staaten
seien dort nicht beschlossen worden. "Es ist nur eine Frage der
Zeit, bis der Krieg wieder offen ausbricht", warnte der
Menschenrechtler.
Nach dem Massensterben von mehr als 3,3 Millionen Menschen im
letzten Krieg im Kongo (1998-2002) müsse die internationale
Staatengemeinschaft alles tun, um einen neuen Waffengang zwischen
beiden Staaten zu verhindern. "Ruanda muss aber auch
nachdrücklich aufgefordert werden, seine militärische,
wirtschaftliche und politische Unterstützung von
Ruanda-freundlichen Milizen im Osten des Kongo aufzugeben, die
eine Stabilisierung und Demokratisierung des vom Krieg
verwüsteten Landes verhindert", verlangte die
Menschenrechtsorganisation.
Ruanda hatte 1996 bis 1997 und 1998 bis 2002 mit eigenen Truppen
in den Krieg im Osten des Kongo eingegriffen. Mehrfach war das
Land von den Vereinten Nationen beschuldigt worden, vom
völkerrechtswidrigen Abbau von Rohstoffen in ruandisch
kontrollierten Teilen des Kongo zu profitieren.