Bozen, Göttingen, 7. März 2007
Anlässlich des EU-Klimagipfels in Brüssel am
morgigen Donnerstag hat die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) auf die Bedrohung der Ureinwohner durch den
Biokraftstoff-Boom hingewiesen und dringend vor einer
undifferenzierten massiven Förderung von Biokraftstoff
gewarnt. "Für den Anbau von Ölpflanzen oder Soja werden
Regenwälder in Südostasien und Amazonien vernichtet und
der Lebensraum hunderttausender Ureinwohner zerstört",
berichtete die Menschenrechtsorganisation. So hätten seit
Beginn des Palmöl-Booms in Indonesien vor drei Jahren die
Landrechtskonflikte dramatisch zugenommen. Auch in Brasilien
eskalierten die Konflikte um die Ausweitung des Soja-Anbaues, dem
immer größere Regenwaldflächen geopfert
würden. Es sei widersinnig, wenn die EU einerseits in ihrer
Indigenen-Richtlinie die Förderung von Ureinwohnern betone
und andererseits mit ihrer Energiepolitik die Zerstörung
ihrer Lebensgrundlage unterstütze.
Es sei kurzsichtig, wenn die EU nur auf eine
mengenmäßige Steigerung der Biomasse als
Energieträger hinarbeite. Die Förderung von
Biokraftstoff mache nur Sinn, wenn das dem Biotreibstoff zugrunde
liegende Palm- und Sojaöl mit Rücksicht auf Natur und
Mensch produziert werde. So müsse die EU betonen, dass diese
Biokraftstoffe aus nachhaltigem Anbau stammen sollten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel will durchsetzen, dass sich die EU
verpflichtet, den Anteil von Biomasse und anderen alternativen
Energieträgern bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent zu
steigern.
"Besonders schlimme Folgen hat der Biokraftstoff-Boom für
die indigenen Völker Indonesiens", erklärte der
GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Dort sei die Fläche, auf
der Palmöl angebaut werde, mit sechs Millionen Hektar
inzwischen dreimal so groß wie Hessen. Weitere 18 Millionen
Hektar seien bereits für Großplantagen gerodet worden.
Die Behörden planten eine 43- fache Steigerung der
Produktion. So sollen zusätzliche 20 Millionen Hektar
Regenwald in Kürze für die Rodung freigegeben werden.
Besonders katastrophal seien die Folgen dieses Kahlschlags in den
Wäldern für die Ureinwohner in Westpapua (dem Westen
Neuguineas) und auf Borneo (Kalimantan). So planten chinesische
und malaysische Investoren den Bau von mehreren
Großplantagen in Westpapua, die jeweils eine Million Hektar
umfassen sollen. Bis Ende 2006 hätten indonesische
Menschenrechtsorganisationen 350 Landkonflikte registriert, die
durch den Ausbau der Palmölproduktion verursacht wurden.