Bozen, 18. September 2006
Die EU-Staaten Italien und Deutschland buhlen um Verträge
mit chinesischen Staatsunternehmen. Die kommunistische
"Volksrepublik" gilt als der zu erobernde Markt. Die
Menschenrechte werden dafür geopfert. China drangsaliert die
eigene Bevölkerung, aber auch Menschen außerhalb
seiner Staatsgrenzen, in Burma beispielsweise. Die
GfbV-Deutschland demonstrierte Mitte September gemeinsam mit
Tibetern, Uiguren und der "Tibet Initiative Deutschland, e.V."
gegen Chinas Raubbau an den Bodenschätzen dieser
Völker. Ohne die Plünderung der Wälder und
Flüsse, der Bergbau-, Erdöl- und Erdgasvorkommen in
Tibet und Ostturkistan (Xinjiang) ist Chinas Wirtschaftsboom
undenkbar. Die katastrophalen Folgen des Energie- und
Rohstoffhungers der Volksrepublik für Tibeter und Uiguren
sind bei den Wirtschaftsgesprächen Deutschlands und Italiens
mit China aber kein Thema.
Für Tibets Nomaden und für hunderttausende Uiguren im
benachbarten Ostturkestan bedeutet der Wirtschaftsboom den
Untergang ihrer traditionellen Gesellschaft. Denn um die
Rohstoffe zu sichern, fördert China systematisch die
Ansiedlung von Han-Chinesen sowie den Bau von Staudämmen,
Erdgas- und Erdölpipelines sowie Eisenbahnlinien. Durch den
Raubbau an der Natur werden immer mehr in den ländlichen
Regionen lebende Tibeter und Uiguren ihre Lebensgrundlage
verlieren. Zugleich verschärfen die Behörden in beiden
Regionen auch die Repression gegen die gesamte traditionell
ansässige Bevölkerung, um sich langfristig die
Kontrolle über die Bodenschätze zu sichern. Auch in
Burma oder Indonesien führt der Kahlschlag im Namen des
chinesischen Wirtschaftsbooms zur Zerstörung der
Lebensgrundlage von mehreren hunderttausend Ureinwohnern.
Für Chinas Rohstoffhunger würden in Burma zehntausende
Hektar Wald gefällt und in Indonesien große
Tropenwaldgebiete gerodet, um Palmölplantagen
einzurichten.
Im Osten von Burma plant China den Bau von vier
Großstaudämmen am Salween-Fluss. Dort leben mehr als
100.000 Angehörige der Nationalitäten der Karen, Shan
und Karenni. Sie sollen vertrieben werden. Der kleinen nur 1.000
Menschen umfassenden Volksgruppe der Yintalai droht durch das
Megaprojekt sogar die Vernichtung, weil ihr gesamter Lebensraum
zerstört wird. 96 Dörfer am Salween sind bereits
zwangsgeräumt und zerstört worden. Die Staudämme
sollen bis zu 16.000 Megawatt Energie liefern und vor allem der
Stromversorgung Thailands dienen. Sie werden von dem staatlichen
chinesischen Bau-Konzern Sinohydro Corporation gemeinsam mit der
staatlichen thailändischen Energiebehörde EGAT
errichtet. Sinohydro ist auch maßgeblich am Bau des
umstrittenen Merowe-Dammes im Sudan beteiligt.
Da das Militär bereits seit Jahren systematisch
Zwangsumsiedlungen durchführt, sind fast drei Viertel der
ehemals 85 Dörfer im Projektgebiet des Weigyi-Staudammes
bereits von der Landkarte verschwunden. 28 Dörfer sollen
noch geflutet und 30.500 Menschen vertrieben werden. In dem
Gebiet am Unterlauf des 2.400 Kilometer langen Salween ist die
Militärpräsenz drastisch verstärkt worden.
Früher hatte die burmesische Armee dort nur zehn
Stützpunkte unterhalten, inzwischen gibt es 54 mit schwerer
Artillerie gesicherte Militärcamps. Auf Anordnung der
Soldaten mussten Karen in Zwangsarbeit Straßen bauen, die
mit Landminen gesichert sind. Die meisten der in diesem
fruchtbaren Gebiet lebenden Karen sind vor dem Terror der Armee
bereits in das Nachbarland Thailand geflohen. 5.000 Karen halten
sich noch immer in den Wäldern versteckt. Sie leiden unter
Mangel an Nahrungsmitteln und Medikamenten. Seit 1948 ringen die
überwiegend christlichen Karen und andere
Nationalitäten in dem Vielvölkerstaat Burma um die
Gewährung der versprochenen Autonomie. Erst im Frühjahr
2006 hatte Burma mit einer neuen Militäroffensive 15.000
Karen vertrieben.
Die Hilfsorganisation "Helfen ohne Grenzen" wirbt am 30.
September - auf ihrem Burma-day (www.burmaday.org) in der
Europäischen Akademie in Bozen - für die Anliegen der
Burmesen aller Nationalitäten. Schwerpunkt ist der
verschwiegene Völkermord an den Minderheiten des Landes.