Bozen, Göttingen, 14. Januar 2008
Als
"skandalös" bezeichnete die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) am Mittwoch das heute im Niger beginnende
Strafverfahren gegen zwei französische Journalisten, die
für den deutsch-französischen Fernsehsender ARTE eine
Reportage über den Aufstand der Tuareg im Norden des Landes
drehen wollten. Den am 17. Dezember 2007 festgenommenen
Journalisten Thomas Dandois und Pierre Creisson droht wegen
Verletzung der Staatssicherheit eine Verurteilung zum Tode. "Die
Behörden des Niger verspielen international jede
Glaubwürdigkeit, wenn sie weiterhin mit fragwürdigen
Gerichtsverfahren Journalisten mundtot machen, die nur versuchen
ihrer Arbeit nachzugehen und politisch unabhängig über
den eskalierenden Tuareg-Konflikt zu berichten", erklärte
der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.
Die GfbV erinnerte daran, dass ein weiterer Journalist aus dem
Niger, Moussa Kaka, heute seit 120 Tag wegen eines ähnlichen
Strafdeliktes in Haft gehalten werde. Der Direktor des privaten
Senders Radio Saraounia und Korrespondent von Radio France
Internationale sei auch ein langjähriger Partner der
Deutschen Welle. Sein Sender strahle täglich Programme der
Deutschen Welle in Französisch und Haussa aus. Moussa Kaka
werde "Landesverrat" vorgeworfen, weil er Interviews mit
Tuareg-Rebellen geführt hat. Ihm drohe eine lebenslange
Haftstrafe Schon vor seiner Verhaftung am 20. September 2007 sei
er mehrfach von Sicherheitskräften bedroht worden,
berichtete Delius. Bereits in den 90-er Jahren hatte der
Journalist mit seiner umfassenden Berichterstattung über den
Tuareg-Konflikt landesweit Aufsehen erregt.
Tuareg hatten im Januar 2007 erneut zu den Waffen gegriffen,
nachdem ein 1996 geschlossener Frieden zusammengebrochen war. Die
Nomaden fühlen sich von der Regierung benachteiligt und
fordern mehr Hilfen für ihre Region. Seither starben mehr
als 100 Menschen bei Angriffen der Tuareg- Kämpfer und
Übergriffen der Armee auf die Zivilbevölkerung. Bislang
setzt die Regierung des Niger nur auf eine militärische
Zerschlagung der Rebellenbewegung und verweigert einen
glaubwürdigen Dialog, kritisierte die GfbV. Mit ihrer
Repression gegen Journalisten verhindere die Regierung des Niger
jede unabhängige Berichterstattung über den Tuareg-
Konflikt und seine Hintergründe.