In: Home > News > Libysche Regierung lügt - Verfolgte afrikanische Toubou kämpfen nicht für Gaddafi
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Bozen, Göttingen, 23. Februar 2011
Libyen abgeschobene Flüchtlinge in den Hafen von Tripolis. Foto: CIR.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft
der libyschen Regierung vor, in der Diskussion um den Einsatz von
Söldnern bewusst zu lügen, um den Verdacht zu
entkräften, dass ausländische Sicherheitskräfte
zur Zerschlagung der Protestbewegung angeheuert wurden. "Entgegen
der Darstellung der Regierung Libyens handelt es sich bei den
dunkelhäutigen Sicherheitskräften, die in den
vergangenen Tagen verstärkt gegen Demonstranten eingesetzt
wurden, nicht um schwarzafrikanische Toubou aus dem eigenen
Land", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am
Mittwoch in Göttingen. "Die Angehörigen dieser
Minderheit wären die Letzten in Libyen, die einen Finger
rühren würden, um das verhasste Gaddafi-Regime zu
retten. Denn die Toubou werden von staatlichen Stellen massiv
verfolgt und in das Nachbarland Tschad deportiert." Die GfbV
engagiert sich schon seit mehreren Jahren für ein Ende der
Verfolgung dieser Volksgruppe.
Augenzeugen hatten in den vergangenen Tagen aus verschiedenen
Landesteilen Libyens über den Einsatz von
dunkelhäutigen Sicherheitskräften berichtet, die sich
nur auf Französisch verständigen konnten. "Gaddafi
dürfte keine Probleme haben, Söldner aus anderen
afrikanischen Staaten anzuwerben, da er Dutzende Freiheits- und
Aufstandsbewegungen in Afrika finanziell, politisch und mit
Waffenlieferungen unterstützt", sagte Delius. Von
Tuareg-Bewegungen in Mali und Niger, über Rebellengruppen im
sudanesischen Darfur, im Tschad sowie in der Zentralafrikanischen
Republik unterhält Gaddafi ein dichtes Netz von
Kämpfern, die von seiner Großzügigkeit
abhängig sind. "Es ist eines der dunkelsten Kapitel der
Schreckensherrschaft Gaddafis, wie er diese Freiheitsbewegungen
systematisch instrumentalisiert hat." So kam es immer wieder vor,
dass Aufständischen plötzlich die Unterstützung
entzogen wurde, weil der libysche Staatschef wieder einmal eine
Kehrtwendung in seiner Politik vollzog.
Die Toubou leben vor allem im Südosten Libyens. Die
Angehörigen dieser schwarzafrikanischen Minderheit werden
seit November 2009 systematisch vertrieben. Mehrere Dutzend
Toubou wurden verhaftet, weil sie dagegen protestierten. Sie
kamen erst frei, als sie öffentlich zusicherten, nichts
gegen die Zerstörung ihrer Häuser zu unternehmen. Wer
Widerstand gegen die Vertreibung leistete, wurde von
Sicherheitskräften geschlagen. Mehr als 3.800 Toubou mussten
bislang ihre Siedlungen verlassen.
Schon seit Dezember 2007 entzieht Libyen den Toubou Schritt
für Schritt die Bürgerrechte. Ihre Kinder dürfen
die Schule nicht mehr besuchen, in Krankenhäusern werden
Toubou nicht mehr behandelt. Außerdem weigern sich die
libyschen Behörden, Pässe der schon seit langem in
Libyen lebenden Toubou-Bauern und -Halbnomaden zu verlängern
oder neue Ausweisdokumente auszustellen. Die rund 500.000 Toubou
gelten neben den Tuareg als die bedeutendste
Bevölkerungsgruppe in der Sahara. Verstreut über eine
Fläche von 1,3 Millionen Quadratkilometern leben die meisten
von ihnen in den Nachbarländern Libyens, im Tschad und in
Niger.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110222de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110221de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110217de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110213de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100506de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050617de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030620de.html
| www.gfbv.it/3dossier/me/libyen.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Tubu
| http://de.wikipedia.org/wiki/Berber
| http://de.wikipedia.org/wiki/Libyen
| www.makabylie.org