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Nigeria: Gefahr eines Bürgerkrieges wächst

107 Tote seit Weihnachten - 27 Tote durch religiös motivierte Gewalt seit Montag

Bozen, Göttingen, 11. Januar 2012

Eine ethnische Karte Nigerias. Eine ethnische Karte Nigerias.

Mindestens 27 Menschen sind seit Montag in Nigeria bei religiös motivierten Gewaltverbrechen getötet worden, berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch in Göttingen. Damit erhöht sich die Zahl der Opfer von Überfällen mutmaßlicher Boko-Haram-Anhänger und anderer religiös motivierter Bluttaten seit Weihnachten 2011 auf mindestens 107 Menschen. "Mit großer Sorge verfolgen wir auch, dass die Massenflucht von Christen und Muslimen weiter anhält, obwohl führende Vertreter des Staates zur Besonnenheit und Ruhe aufrufen", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Angesichts der Gewalteskalation wächst jedoch die Gefahr eines Bürgerkriegs."

Bei einem Angriff auf eine Apostolische Kirche in Yola (Bundesstaat Adamawa) im Nordosten des Landes wurden am Montag (9.1.) zwölf Christen getötet und fünf Personen schwer verletzt. Die Attentäter waren in die Kirche eingedrungen und hatten dort das Feuer auf die Gläubigen eröffnet. Elf Personen starben sofort, eine weitere erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen.

Drei mutmaßliche Angreifer der Boko-Haram-Sekte töteten am Montagabend in der Stadt Maiduguri (Bundesstaat Borno) zwei Personen und verletzten drei Menschen. Nur wenige Stunden zuvor hatte der Gouverneur des Bundesstaates an Christen und Muslime appelliert, Ruhe zu bewahren.

In Benin City (Bundesstaat Edo) im Süden Nigerias starben am Dienstag (10. Januar) fünf Muslime, als Demonstranten versuchten, eine Moschee und eine Koran-Schule in Brand zu setzen. Durch Steinwürfe von Demonstranten wurden außerdem zehn Personen verletzt.

In der Stadt Damaturu (Bundesstaat Yobe) im Norden Nigerias wurden am Dienstagabend bei einem Überfall auf eine Bar sowie bei weiteren Mordanschlägen acht Personen getötet. Unter der Toten waren vier Polizisten und ein sieben Jahre altes Kind. Für die Anschläge werden mutmaßliche Anhänger der Boko-Haram-Sekte verantwortlich gemacht.

Die Massenflucht von Christen und Muslimen aus den Gebieten, in denen sie jeweils die Minderheit bilden, hält weiter an. So fliehen noch immer christliche Ibo und Yoruba aus dem Norden. Doch auch unter Muslimen im Süden bleibt es unruhig. Nach Angaben des Roten Kreuzes im Bundesstaat Edo sollen 10.000 Muslime auf der Flucht sein. Auch aus dem Bundesstaat Enugu fliehen Muslime.