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Bozen, Göttingen, 17. Dezember 2012
Die Körper von ertrunkenen somalischen und äthiopischen Flüchtlingen in Jemen, 2005. ©SHS/N. Bajanoub, September 2005.
Zum Internationalen Tag der Migranten (18.12.) hat die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ein
konsequenteres Vorgehen gegen Menschenhändler am Golf von
Aden gefordert, die Migranten aus Äthiopien willkürlich
entführen, foltern und ermorden. "Nirgendwo in der Welt
werden Migranten grausamer behandelt als im Golf von Aden. Doch
ihr tragisches Schicksal, das ganz im Schatten der Boatpeople von
Lampedusa im Mittelmeer steht, wird von der Öffentlichkeit
kaum wahrgenommen", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich
Delius am Montag in Göttingen. Mehrere zehntausend Migranten
und Flüchtlinge sterben jedes Jahr bei dem gefährlichen
Versuch, die Küste des Jemen zu erreichen. Dort werden viele
erneut Opfer von Menschenhändlern: Sie werden entführt
und nur nach Zahlung eines Lösegeldes freigelassen. Andere
erleiden sexuelle Übergriffe.
"Es ist ungeheuerlich und kaum fassbar, wie skrupellose
Menschenhändler mit den Migranten schon während der
Überfahrt umgehen", sagte Delius. "Mehrere Überlebende
haben unabhängig voneinander berichtet, dass alle
"Passagiere" der kleinen Boote gefesselt wurden. So können
noch mehr Personen transportiert werden und es gibt keine
Gegenwehr, wenn ein Teil der "Fracht" über Bord geworfen
werden muss etwa bei Stürmen oder auch nur, um die
überladenen Boote zu erleichtern." Die meisten
Flüchtlingsboote starten in Äthiopiens Nachbarland
Djibouti, einem engen Verbündeten Frankreichs. Ziel der
Migranten ist meist Saudi-Arabien. Dort hoffen sie Arbeit zu
finden.
Im Jemen stehen die Menschen vor neuen Gefahren, schilderte
Delius den Leidensweg der Migranten. Denn beim Warten auf
Möglichkeiten, nach Saudi-Arabien weiterzuwandern, werden
viele Opfer von Verschleppung, sexueller Übergriffe und
massiver Diskriminierung. Vor allem Frauen sind gefährdet,
aber auch Männer werden wie Freiwild behandelt.
Menschenhändler und kriminelle Banden entführen
Migranten, foltern sie und lassen sie erst frei, wenn ihre
Verwandten ein hohes Lösegeld bezahlt haben. Die
Behörden des Jemen gehen nicht konsequent gegen diese
Menschenhändler vor. Flüchtlingshilfsorganisationen,
wie der Dänische Flüchtlingsrat, haben das grausame
Schicksal vieler Migranten im Jemen ausführlich
dokumentiert. Auch das UN-Hochkommissariat für
Flüchtlinge hat mehrfach einen besseren Schutz der
Ankömmlinge aus Äthiopien gefordert.
Allein zwischen Januar und Oktober 2012 sind 90.000 Migranten und
Flüchtlinge aus Äthiopien, Eritrea und Somalia im Jemen
gelandet. Mindestens doppelt so viele haben nach
GfbV-Schätzungen den gefährlichen Seeweg gewählt.
Die Hälfte von ihnen erreichte die rettende Küste
nicht. Rund zwei Drittel der Migranten, die lebend im Jemen
ankamen, stammen aus Äthiopien. Sie wollen in Saudi-Arabien
nach Arbeit suchen. Viele sind bestens ausgebildete
Universitätsabsolventen, die in ihrem Land trotz
zweistelligen Wirtschaftswachstums keine Arbeit finden. Andere
sind verarmte Bauern der ethnischen Gruppe der Oromo, die oft
Opfer von Landraub und Verelendung wurden.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101101de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090807de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090619ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090417de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090416de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/oromo-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84thiopien
| http://de.wikipedia.org/wiki/Somalia