In: Home > News > Somalia: Krieg löst neue Fluchtwelle aus - Humanitäre Lage wird immer dramatischer
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 1. November 2010
Die Körper von ertrunkenen somalischen und äthiopischen Flüchtlingen in Jemen, 2005. ©SHS/N. Bajanoub, September 2005.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die
kenianische Regierung am Montag dringend dazu aufgefordert, ihre
Verpflichtungen aus der Genfer Flüchtlingskonvention zu
erfüllen und rund 7.100 angstvoll wartenden
Kriegsflüchtlingen an der Grenze zu Somalia endlich Zuflucht
zu gewähren. "Mit großer Sorge verfolgen wir das
Schicksal dieser Flüchtlinge, die seit Mitte letzter Woche
zwar auf kenianischem Boden, doch nur 500 Meter von der Grenze
entfernt festsitzen. Es sind vor allem Frauen, Kinder und
ältere Menschen", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich
Delius. "die Flüchtlinge müssen in ständiger Angst
vor Angriffen der sie verfolgenden somalischen Al Shabaab-Milizen
im Freien übernachten." Als ihre Heimatstadt Beled Hawo in
der vergangenen Woche in die Hände der Milizionäre
fiel, flohen die meisten der 60.000 Bewohner in angrenzende
Dörfer oder in das Nachbarland Kenia.
Obwohl das Hochkommissariat für Flüchtlinge der
Vereinten Nationen (UNHCR) aus Sicherheitsgründen dringend
eine Verlegung der Flüchtlinge in das Landesinnere Kenias
beantragte, verweigern die kenianischen Behörden einen
sicheren Zufluchtsort. Der UNHCR plant, die Flüchtlinge elf
Kilometer ins Landesinnere Kenias zu transportieren. Doch die
Behörden Kenias lehnen dies ab, da hier bereits zu viele
somalische Flüchtlinge lebten. Außerdem
befürchtet der Provinzgouverneur, dass sich mit den
Flüchtlingen auch Terroristen nach Kenia einschleusen
könnten, um dort Anschläge zu verüben. Rund
280.000 Flüchtlinge aus Somalia haben bislang in Kenia
Zuflucht gesucht, und jeden Monat kommen durchschnittlich rund
4000 dazu. In Kenia sind die Flüchtlinge vielen
Übergriffen und Diskriminierungen ausgesetzt.
Vor allem aus der somalischen Hauptstadt Mogadischu reist der
Flüchtlingsstrom nicht ab. Seit Ende August 2010 mussten
dort 51.000 Menschen ihre Wohnungen aufgeben und fliehen. Immer
neue Kämpfe zwischen radikal islamischen Milizen und der
regulären Armee der Übergangsregierung, aber auch
Granatenbeschuss durch die AMISOM- Friedenstruppen der
Afrikanischen Union schüren den Exodus der Stadtbewohner. So
starben in der vergangenen Woche durch AMISOM- Beschuss 15
Zivilisten, weitere 70 wurden verletzt. Mehr als 6.100
Kriegsverletzte wurden seit Januar 2010 in drei
Krankenhäuser der Hauptstadt eingeliefert.
"Die humanitäre Lage der Zivilbevölkerung in Somalia
wird immer schlimmer", berichtete Delius. "Doch während die
Cholera-Toten in Haiti weltweit Schlagzeilen machen, wurden
unbeachtet von der Weltöffentlichkeit seit Januar 2010
allein in einem Krankenhaus von Mogadischu 3166 Cholerakranke
aufgenommen, von denen 89 verstarben."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100301de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100212de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100105de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090821de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090807de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090417de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090416de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/081118de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070209de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070919de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061228de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061227de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061218de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Somalia
| http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84thiopien
| www.flickr.com/photos/unhcr/