In: Home > News > Halabja / Kurdistan: 27. Jahrestag der Giftgasangriffe (16-18.3.1988)
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Bozen, 17. März 2015
Opfer des Giftgasangriffs. Foto: Wikipedia.
Zwischen dem 16. und dem 18. März 1988, als der Krieg
zwischen Iraq und Iran noch im Gang war, wurde die nordirakische
Stadt Halabja und die Region rund um die Stadt mehrmals von der
irakischen Luftwaffe mit Giftgasen bombardiert. Die 80.000
Einwohner der nahe der Grenze zum Iran gelegenen Stadt hatten
keine Möglichkeit, sich vor den Giftgasen (Senfgas,
Nervengas, Sarin, Tabun und höchstwahrscheinlich auch
Zyankali) zu schützen. Das Gift ist durch die Kleider
gedrungen und sich auf Haut, Augen und Lungen der Einwohner
abgesetzt. Innerhalb weniger Stunden sind mindestens 5.000
Menschen gestorben. Viel haben in den Kellern Schutz gesucht, die
jedoch zu tödlichen Fallen geworden sind als die Giftwolke
zu Boden gelangt ist. Weitere 7.000 Personen sind in der
Folgezeit an ihren Verletzungen gestorben oder haben permanente
Schäden wie Lähmungen, Hautkrankheiten, Krebs, spontane
Abtreibungen oder Lungenschäden davongetragen. Der Angriff
von 1988 auf die Stadt Halabja ist das schlimmste Massaker, das
nach dem zweiten Weltkrieg mit Giftgasen verübt wurde.
Der Angriff auf Halabja war der Teil der so genannten
Anfal-Offensive, das das Bath-Regime von Saddam Hussein gegen die
kurdische Bevölkerung im Norden Iraks und gegen andere
Bevölkerungsgruppen wie Assyro-Chaldäer, Turkmenen und
Yeziden führte. Bereits im April 1987 informierte die
Gesellschaft für bedrohte Völker, über die
Giftgasangriffe auf die kurdischen Bergregionen. Insgesamt wurden
87 kurdische Dörfer im Norden des Landes angegriffen. Viele
der Menschen, die die Giftgasangriffe überlebten wurden
entweder sofort danach erschossen oder in das Landesinnere
deportiert. Tausende von Menschen aus den Provinzen Arbil,
Suleimaniya, Dohuk, Kirkuk, Diala und Mosul wurden in die
Wüste im südlichen Iraq oder in eigens erbaute
Konzentrationslager deportiert. Die Massaker in den Döfern
haben ganze Regionen entvölkert. Insgesamt sind der
Anfal-Offensive 180.000 Menschen im irakischen Kurdistan zum
Opfer gefallen.
In Bozen haben wir Mahmud Habib, einer der Überlebenden der
Giftgasangriffe, getroffen. Er hat uns von den wenigen
dramatischen Sekunden von der ersten Giftbombe bis zur Flucht
erzählt. Sein Vater hat es geschafft, die ganze Familie mit
Ausnahme der Mutter auf einen Lastwagen zu laden. Die Mutter
selbst hat sich zwar vergewissert, dass alle Kinder auf dem
Lastwagen waren, hat sich selbst aber geweigert, zu gehen und ist
dann zusammen mit den anderen 5.000 Opfern gestorben. Mahmuds
Flucht im Lastwagen war von kurzer Dauer, dann musste er zu
Fuß weiter. In einer Videoaufnahme des irakischen
Fernsehens (www.youtube.com/watch?v=gShzAanViZA)
sieht man den damals vierjährigen Mahmud auf der Flucht. Er
ist das Kind, das hinfällt und dann wieder aufsteht (4.
Minute). Im Hintergrund sieht man die Auswirkurkungen der
Giftgasangriffe auf Halabja.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110624de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080313de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080128de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080125de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/yezid-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/iraq/iraq.html
| www.gfbv.it/3dossier/iraq/iraq-ander.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Giftgasangriff_auf_Halabdscha