In: Home > News > Mali: 411 Opfer islamistischer Terrorangriffe seit Januar 2016
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Bozen, Göttingen, 19. Januar 2017
Kidal in Mali wird im Zuge der MINUSMA Mission von UN-Soldaten patroulliert. Foto: UN Photos/Sylvain Liechti.
Nach dem verheerenden Selbstmordanschlag in Mali mit
mindestens 60 Toten und 115 Verletzten ist laut Angaben der
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Zahl der
Opfer islamistischen Terrors auf 411 seit Januar 2016 gestiegen.
Unter den Getöteten waren 209 Zivilisten. "Diese traurige
Bilanz belegt, wie dramatisch sich die Sicherheitslage in dem
westafrikanischen Staat im vergangenen Jahr verschlechtert hat",
erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Donnerstag
in Göttingen. "Insgesamt gab es 394 Angriffe von
Terroristen, auf das Jahr gerechnet sind das mindestens einer pro
Tag." Unter den Opfern seien nicht nur malische
Armeeangehörige, sondern auch Blauhelmsoldaten. So wurden
seit Juli 16 ausländische Soldaten, die zur
Minusma-Stabilisierungsmission gehörten, getötet und 57
verletzt. Das jüngste Selbstmordattentat ereignete die in
der Stadt Gao, in der die deutschen Soldaten stationiert sind.
Der Bundestag berät am Freitag über den Mali-Einsatz
der Bundeswehr.
"Angesichts der dramatischen Zuspitzung der Sicherheitslage
stellt sich die Frage, wie effizient der seit drei Jahren
bestehende Ausbildungs-Einsatz der Bundeswehr in Mali ist und
wann Malis Armee endlich in der Lage sein wird, ihr Land und die
Bevölkerung wirksam zu schützen", sagte Delius. "Wir
fordern eine transparente Bestandsaufnahme des bisherigen
Bundeswehr-Engagements und die Vorlage eines umfassenden
Gesamtkonzepts für Frieden und Stabilität in Mali.
Angesichts der erschreckenden Zahlen wäre ein unkritisches
Durchwinken des Kabinettsbeschlusses zur Ausweitung des
Mali-Einsatzes unverantwortlich."
Das Bundeskabinett hatte Mittwoch vergangener Woche beschlossen,
den Bundeswehr-Einsatz in Mali zu verlängern und
auszuweiten. So sollen acht Hubschrauber und bis zu 470 weitere
deutsche Soldaten in der Minusma zum Einsatz kommen.
Die Opfer des Selbstmordanschlags vom Dienstag waren ehemalige
Tuareg-Kämpfer und malische Soldaten des
MOC-Koordinationszentrums, die im Rahmen des Friedensabkommens
für Nord-Mali zukünftig gemeinsam
Militär-Patrouillen durchführen sollten. Der Aufbau des
MOC war mit vielen Schwierigkeiten und politischen
Auseinandersetzungen verbunden. Tuareg werfen der Regierung Malis
vor, die Umsetzung des am 15. Mai 2015 abgeschlossenen
Friedensvertrages zu verschleppen. Er sollte zu einer
Stabilisierung von Nord-Mali beitragen. Dort brechen seit den
90er-Jahren immer wieder Tuareg-Aufstände aus. Die Tuareg
fordern seit Jahrzehnten mehr Selbstverwaltung und Entwicklung
für den Norden des Landes, in dem sie seit Generationen
leben.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140725de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140211de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140110de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130910de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/tuareg.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html#r13
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nomad-del.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Mali
| http://de.wikipedia.org/wiki/Tuareg