In: Home > News > Mali: Frankreichs Militärintervention begann vor einem Jahr (11.1.2013)
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Bozen, Göttingen, 10. Januar 2014
Flüchtlinge aus Mali, im Flüchtlingslager von Goudebou in Burkina Faso. Foto: EC/ECHO/Anouk Delafortrie.
Ein Jahr nach Beginn seiner Militärintervention in Mali
hat Frankreich einige, aber längst nicht alle Ziele der
"Operation Serval" erreicht, erklärte die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV). So konnte die
Terrorherrschaft radikaler Islamisten in Nord-Mali beendet werden
und die Extremisten wurden aus den Städten vertrieben. "Doch
Al Kaida im Maghreb (AQMI) verübt noch immer
Terroranschläge und könnte sich nach der von Frankreich
geplanten Truppenverringerung erneut formieren", warnte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.
"Malis Armee wird kaum in der Lage sein, die
Zivilbevölkerung vor neuen Übergriffen der Extremisten
zu schützen. So schrecken viele geflohene Zivilisten vor
einer Rückkehr nach Nord-Mali zurück." Noch immer sind
422.000 Menschen auf der Flucht und der Tuareg-Konflikt, der den
Bürgerkrieg auslöste, bleibt ungelöst. Unklar ist
auch, wie und wann verhaftete islamistische Extremisten für
ihre Menschenrechtsverletzungen vor Gericht zur Verantwortung
gezogen werden.
Ursprünglich wollte Frankreich bereits im März 2013 mit
dem Rückzug seiner Truppen beginnen. Doch die Zerschlagung
der islamistischen Netzwerke war so aufwändig, dass an einen
schnellen Abzug nicht zu denken war. Bis Ende November 2013
warfen französische Kampflugzeuge mehr als 200 Bomben
über Nord-Mali ab. Mehrere hundert islamistische
Kämpfer wurden getötet, aber ihre unterirdischen
Tunnelsysteme in den Bergmassiven im Nordosten des Landes
bestehen weiter und werden von ihnen noch immer genutzt. Noch im
Dezember 2013 stellten französische Soldaten fast sechs
Tonnen Sprengstoff für Terroranschläge sicher und
entdeckten ein unterirdisches Trainingszentrum, in dem noch
wenige Tage zuvor Islamisten waren. Frankreich kostet diese
Intervention täglich mehr als 1,8 Millionen Euro. Die
Gesamtkosten belaufen sich nach Angaben französischer
Militärexperten bereits auf 650 Millionen Euro.
"Sicherheit gibt es trotzdem noch nicht in Nord-Mali",
erklärte Delius. Daher denken die meisten der 254.000
Binnenflüchtlinge und der 168.000 Flüchtlinge in den
Nachbarländern auch noch nicht an eine Rückkehr in ihre
Heimat. Insbesondere in der Region Kidal gibt es massive
Spannungen zwischen Tuareg-Kämpfern und der malischen Armee.
Die meisten Malier werfen Frankreich vor, Kämpfer der
Tuareg-Bewegung MNLA gezielt gedeckt zu haben, um sie als
Verbündete im Kampf gegen AQMI zu gewinnen. Frankreich hat
immer darauf hingewiesen, dass es ohne eine politische
Lösung der Tuareg-Frage auch keine Stabilität in
Nord-Mali gibt. Doch die Mehrheit der Bevölkerung will keine
Kompromisse mit den Tuareg, sondern fordert ihre Entwaffnung und
Bestrafung. Auch Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keita
lehnt eine Autonomie für die Tuareg ab und hat bislang keine
nennenswerten Initiativen zu einer Lösung des
Tuareg-Konflikts entwickelt. Schon drohen Tuareg mit einem neuen
Waffengang. "So steht Nord-Mali heute wieder vor einer
ähnlichen Situation wie im Januar 2012, als die bewaffnete
Revolte der Tuareg ausbrach", erklärte Delius. "Die Chance
für einen Neu-Anfang wurde weder in Nord-Mali noch in der
Hauptstadt Bamako genutzt, wo Korruption und Machtmissbrauch
durch führende Politiker weiter fortbestehen. Die geringe
Wahlbeteiligung von nur 38% bei den Parlamentswahlen war ein
deutliches Zeichen, dass es um die von Europa gelobte Demokratie
in Mali schlecht steht."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130910de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130514de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130513de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130409de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130123de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130118de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130116de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130115de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130114de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130111de.html
| | www.gfbv.it/3dossier/africa/tuareg.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html#r13
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nomad-del.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Mali
| http://de.wikipedia.org/wiki/Tuareg
| www.donor-conference-mali.eu