In: Home > News > Zentralafrikanische Republik: Französische Friedenstruppen seit sechs Monaten im Einsatz (5. Juni)
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Bozen, Göttingen, 5. Juni 2014
François, Gärtner in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik. Foto: CC BY-NC-SA 2.0 Brice Blondel (flickr.com).
Nach sechs Monaten Einsatz französischer Friedenstruppen
in der Zentralafrikanischen Republik hat die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag eine
enttäuschende Bilanz gezogen. "Den 1.600 französischen
und 5.000 afrikanischen Soldaten ist es nicht gelungen, alle
Konfliktparteien zu entwaffnen sowie Frieden, Wiederaufbau und
Versöhnung voranzubringen", sagte der GfbV-Afrikareferent
Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. "Zwar konnten
größere Massaker verhindert werden, doch Gewalt gegen
die Zivilbevölkerung ist alltäglich und die Vertreibung
von Muslimen aus weiten Regionen des Landes schreitet fort." Die
rund 2.000 Angehörigen der muslimischen Minderheit, die bis
jetzt in der Hauptstadt Bangui im Viertel PK-5 geblieben sind,
haben am vergangenen Wochenende demonstriert und gefordert, in
Sicherheit gebracht zu werden, da sie ihren Schutz nicht mehr
für gewährleistet halten.
Der am 5. Dezember 2013 von Frankreich begonnenen Operation
Sangaris fehlte es nach Auffassung der GfbV von Anfang an an
finanzieller und personeller Ausstattung. Auch das Mandat erwies
sich als trügerisch, da in dem vom Bürgerkrieg
verwüsteten Land kaum mehr staatliche Strukturen bestehen,
die zu schützen sind, und auch kein Friede herrscht, der zu
sichern ist. "Vor der für September 2014 geplanten
Entsendung von UN-Friedenstruppen braucht das Land dringend einen
glaubwürdigen Friedensplan und mehr Initiativen für
Wiederaufbau und Versöhnung. Ansonsten wird auch dieser
Friedenstruppen-Einsatz allenfalls nur eine Atempause im Morden
verschaffen", warnte Delius.
Ende Mai eskalierte in der Zentralafrikanischen Republik erneut
die Gewalt. Selbst in Bangui, das die französischen Truppen
vorschnell als sicher erklärt hatten, nahmen die
Übergriffe von Milizionären wieder zu. So wurden am 25.
Mai drei junge Muslime ermordet und verstümmelt. Sie waren
auf dem Weg zu einem Fußballspiel, mit dem die
Versöhnung zwischen Christen und Muslimen gefördert
werden sollte. Den jungen Männern wurden die
Geschlechtsorgane abgetrennt und die Herzen aus dem Körper
geschnitten. Drei Tage später verübten
mutmaßliche muslimische Seleka-Milizionäre einen
brutalen Anschlag auf die katholische Kirche Notre-Dame von
Fatima, in der sich 9.000 Gläubige befanden. Bei dem
Anschlag wurden 17 Menschen getötet und 27 Personen
verschleppt. Über die Gewalt entsetzte Christen und Muslime
warfen der Regierung daraufhin Untätigkeit vor.
Die Staatsführung reagierte hilflos: Um öffentliche
Proteste einzudämmen, wurde das Versenden von
Textbotschaften über Mobiltelefone verboten.
Glaubwürdige Friedensinitiativen gehen von der Regierung
nicht aus, so dass dem Land immer mehr eine Spaltung in einen
muslimischen Osten und christlichen Westen droht.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140428de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140305de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140218de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140109de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140103de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/131211de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/131124de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050513de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Zentralafrikanische_Republik