In: Home > News > Peter Handke: Der literarische Leugner serbischer Kriegsverbrechen in Bosnien
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Bozen, 9. Dezember 2019
Einige Bücher von Peter Handke und Tilman Zülch. Foto: GfbV/2019.
Trotzdem erhält der österreichische Schriftsteller
Peter Handke den Literatur-Nobelpreis. Das Komitee verteidigt die
Entscheidung. Handke habe nie Kriegsverbrechen geleugnet. In
verschiedenen Interviews verteidigte Handke seine pro-serbische
Haltung. Serbien und seine Führung wollten in den 90er
Jahren Jugoslawien erhalten. Er sei Jugoslawe, das Land sei von
Deutschland und vom Westen zerstört worden.
Nach Bosnien ist Handke nie gereist, weil er auf der "falschen
Seite" sein wollte, wie er sagte. Handke blendete auch die
bosnischen Opfer des serbischen Aggressionskrieges aus, dazu
schwieg er, schweigt er noch immer. Der Westen schaut lange dem
serbischen Morden in Bosnien zu, war gleichgültig. Handke
und seine Fanst sind der Inbegriff der Gleichgültigkeit des
Westens gegenüber dem Genozid in Bosnien.
Die muslimischen Bosnier, Handke bezeichnete sie als muslimische
Serben, wurden nicht nur von Europa im Stich gelassen, als sie
ermordet wurden. Bis heute ist das Erinnern an ihr Leid bedroht
von Gleichgültigkeit, nationalistischen Narrativen und einem
damit einhergehenden Revisionismus, schreibt die taz.
In seinen Texten beschreibt Handke die Täter als Opfer des
Westens. Geschichtsleugnung pur. Der Geschichtsleugner hielt am
Grab von Slobodan Miloševic eine Rede, in der er sagte,
die taz zitierte aus der Grabrede, wie nahe er einem angeklagten
Kriegsverbrecher stehe. Handke war auch bereit, als
Entlastungszeuge für den Kriegsverbrecher Miloševic
vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag auszusagen. Weil
der Kriegsverbrecher ein Jugoslawe war, wie Handke.
Seine Ex-Frau, Marie Colbin, kritisierte Handke für seine
Haltung im "Jugoslawien"-Krieg. In einem Offenen Brief in der
Zeitschrift "format" distanzierte sie sich von ihrem sie
schlagenden Ehemann. Besonders von seinen Aussagen wie: "Ich
scheisse auf Eure Menchenrechte. Ich scheisse auf Eure bedrohten
Völker. Steckt Euch die Toten in den Arsch!"
Dieser Literat erhält den Literaturnobelpreis 2019.
Alle sagen, Du liebst das Land der Serben. Ich sage: Du liebst
vor allem Dich in diesem Land! Auch ich liebe Tofu, die
zugelaufene Katze, und deren Kinder Buddha, Congo, Sanso und
Patti Smith. Ich liebe dieses Katzenrudel sehr und trage
dafür die Verantwortung. Nur, wenn Tofu einen Vogel bringt
und ihn vor meinen Augen glühend zerbeisst ihn lustvoll
tötet, dann empfinde ich vor allem Liebe für den Vogel!
Und wenn der Arme nur verletzt ist oder geschockt, dann eile ich
und handle! Ich versuche alles, um ihn zu retten, ihm zu helfen,
ihn zu heilen. Als vorbeugende Massnahme trägt Tofu nun eine
Glocke um den Hals. Ein bimmelndes Warnsignal für die
Vögel. Wo ist Dein "Warnsignal" für die unzähligen
massakrierten, gedemütigten und vertriebenen Kosovaren
geblieben?
Wo Dichter, sind da Deine Worte verlorengegangen?
Bist nicht auch Du mitverantwortlich für diesen Krieg?
Nichts hast Du im Vorfeld für den Frieden getan! Warum
nicht?
Einäugig wütest Du um Dich. Weiter und weiter.
Handke abgelichtet vor einer bombardierten Fabrik in Belgrad. Oh,
welch eitles Getue, welch lächerliches, hohles Pathos! Der
Indianer auf Kriegspfad, als letzter Serbianer. Fühlst Du
Dich nun als Held in Deinem "Einbaum" und paddelst so weiter?
Erinnere Dich an unsere "Manöver-Geschichte"! Vor genau
zwölf Jahren, am 14. April 1987, kurz bevor ich Dich
für immer verlassen habe, gingen wir im jugoslawischen Karst
des Weges. Plötzlich wurden wir aufgeschreckt durch
rumpelnde Panzer und lautes Geknalle irgendwelcher Schützen.
Wir gerieten mitten in einen gespielten Krieg.
Du sagtest damals: "Im Krieg ist alles besser. Da geht's um
was!"
Geht's dir nun besser, Dichter? Ich glaube beinahe, ja. Irgendwie
wirst Du diesem Krieg dankbar sein, denn er befriedigt auf
perverse Weise Dein unstillbares Verlangen nach öffentlicher
Anerkennung. Dein Ego bläht sich weit und breit, und es
widert mich an. 250.000 Tote und zwei Millionen Vertriebene aus
Bosnien! Über eine Million Vertriebene aus dem Kosovo! Und
Du festgebissen im Fell Deiner "Einaughaltung" rechtfertigst ein
nationalistisches, chauvinistisches und rassistisches
Regime.
In einer absurden Verdrehung von Ursache und Wirkung legitimierst
Du Völkermord und Deportation. Bewusst vertauschst Du die
Rollen der Opfer und Täter. Und was ist zynischer und
verletzender, als die Bilder des Grauens selbst verantwortlich zu
machen? Schämst Du Dich gar nicht? Wenn Du einen Preis in
Belgrad entgegennimmst, Dein Stück dort zum jetzigen
Zeitpunkt inszenieren oder dich gar zum edlen "Ritter"schlagen
lässt, so ist das Deine bewusste Zustimmung zur Blut-Politik
des Diktators Milosevic! Das ist Dein Beitrag zur "ethnischen
Säuberung"!
Ja, ich höre Deine abgedroschenen, vulgären Phrasen:
"Ich scheisse auf Eure Menchenrechte. Ich scheisse auf
Eure bedrohten Völker. Steckt Euch die Toten in den
Arsch!" Wer bist Du denn, dass Du Dich so wichtig
nimmst? Bist weder gross noch edel oder gar bescheiden und
aufrichtig. Ein eitler Schreiber bist Du, der sich sonnt in der
Rolle des "einsamen Rufers". Nur sind das Rufe nach Zustimmung
für ein Verbrecherregime.
Du bist ein Ideologe des modernen
Balkanfaschismus.
Dein kitschiges, verklärtes, "Grasbüschel-Weltbild"
bekommt leider wieder einmal viel zu viel Aufmerksamkeit, und ich
wundere mich sehr, auf welch banaler, Wein seliger Grundlage
Deine Befürworter sich auslassen. Dein kleines dramatisches
Stückchen gibt dem Krieg nicht ein konkretes Gesicht. Es
stellt sich nicht gegen die ungeheuren Ausmasse der
Auslöschung von Individualität (selbst tote Gesichter
werden mit Baseballschlägern unkenntlich gemacht), sondern
ist Ausfluss deiner aggressiven Eitelkeit.
Ich bin Pazifistin. Und wenn's nach mir ginge, gäbe es nicht
eine Waffe auf Erden! Jedoch weiss ich, solange es Männer
gibt auf dieser Welt - Männer wie Dich: einäugig,
unnachgiebig, machthungrig und Ego breit, wird es auch Waffen
geben und somit Kriege. Ich höre noch meinen Kopf auf den
Steinboden knallen. Ich spüre wieder den Bergschuh im
Unterleib und auch die Faust im Gesicht.
Nein - Du bist kein Mann des Friedens!
Marie Colbin, Mai 1999 - Zeitschrift "format"
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191203de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090226de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080722de.html
| www.gfbv.it/3dossier/bosnia/handke.html
| www.gfbv.it/3dossier/eu-min/zuelch.html
in www: www.icty.org | www.coalitionfortheicc.org