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Geflüchtete aus Eritrea brauchen Schutz

Flüchtlingslager in Äthiopien systematisch zerstört

Bozen, Göttingen, 4. Februar 2021

Simien-Nationalpark im Norden von Äthiopien. Foto: A. Davey, CC BY 2.0. Simien-Nationalpark im Norden von Äthiopien. Foto: A. Davey, CC BY 2.0.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert effektiven Schutz für die etwa 100.000 Geflüchteten aus Eritrea in Äthiopien. Dringend müsse die systematische Zerstörung von zwei Lagern mit 26.000 Geflüchteten im Norden des Bundeslandes Tigray aufgeklärt und die Camps wiederaufgebaut werden, erklärte die Menschenrechtsorganisation. "Geflüchtete aus Eritrea dürfen nicht zum Kollateralschaden des Krieges in Tigray werden. Sie sind vor Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Eritrea geflohen und brauchen Schutz", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. Sollten die Camps gezielt zerstört worden sein, worauf Satellitenbilder hindeuteten, sei dies eine Verletzung des Völkerrechts. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Analysten des britischen Rechercheteams DX Open Network hatten Satellitenbilder beider Camps ausgewertet, die zwischen Ende November 2020 und Ende Januar 2021 gemacht wurden. Ihren Angaben nach legten die Fotos eine systematische Zerstörung beider Camps durch Feuer und Granatbeschuss nahe. So seien im Lager Shimelba zeitgleich an unterschiedlichen Orten Brände registriert worden, bei denen 721 Gebäude oder andere Behausungen zerstört wurden. Auch Einrichtungen von Hilfsorganisationen, dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, sowie ein Krankenhaus seien dabei niedergebrannt.

Im Camp Hitsats registrierten die Analysten 531 zerstörte Gebäude, unter anderem von Hilfswerken. Auf den Fotos seien durch Artilleriebeschuss entstandene Krater sowie Militärfahrzeuge erkennbar. "Unklar ist bis heute, wer diese mutmaßlichen Kriegsverbrechen verübt hat", so Delius. Die Gewalt könne sowohl von äthiopischen oder verbündeten eritreischen Soldaten als auch von Milizen ausgehen. Das Schicksal der 26.000 Menschen, die früher in den Camps lebten, ist ebenfalls unklar. Sehr besorgt über ihr Schicksal zeigte sich auch der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, nach einem Besuch in Äthiopien vergangene Woche. Grandi wurde der Besuch der Überreste beider Lager nicht gestattet, er durfte nur zwei weitere Camps im Süden Tigrays aufsuchen.