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ARD-Sondersendung zu Massaker in Afghanistan

Unabhängige internationale Untersuchung der Massaker-Vorwürfe gefordert!

Bozen, Göttingen, Berlin, 18. Dezember 2002

Strassenszene in Afghanistan. Foto: Michael Pohly.Wenige Stunden vor der Ausstrahlung einer kritischen ARD-Sondersendung über ein Massaker an mutmaßlich mehr als 1.000 gefangenen Taliban in Dasht-e-laile in Afghanistan im Dezember 2001 hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) der US-Regierung und den Vereinten Nationen vorgeworfen, die Ermittlung des Tathergangs und die Bestrafung der Verantwortlichen systematisch zu verschleppen. "Es ist ungeheuerlich, mit welcher Doppelmoral die US-Regierung Politik macht: Menschenrechtsverletzungen in "Schurken- Staaten" werden angeprangert, doch Kriegsverbrechen der verbündeten Warlords in Afghanistan werden tabuisiert", kritisierte der Asienreferent der GfbV, Ulrich Delius, am Mittwoch. Ungeachtet der schweren Vorwürfe gegen US-Soldaten, die der Mitwirkung an dem Massaker verdächtigt werden, sei die US-Regierung zehn Monate lang untätig geblieben. Auch die Vereinten Nationen hätten bei der Sicherung des Tatortes versagt und mit ihrer Hinhaltetaktik die Ermittlung des Tatherganges massiv erschwert. Angesichts dieser Mauer des Schweigens müsse nun dringend eine unabhängige internationale Kommission die Vorwürfe untersuchen.

Bereits am 28. Januar 2002 sei der stellvertretende US-Verteidigungsminister Joseph Collins von der US-Menschenrechtsorganisation Ärzte für Menschenrechte (Physicians for Human Rights) auf das Massengrab in Dasht-e-laile hingewiesen worden, sagte Delius. Im März 2002 habe die Organisation US-Außenminister Colin Powell sowie anderen führenden Vertretern der amerikanischen Regierung und der Vereinten Nationen einen detaillierten Bericht über die Massengräber zugeleitet. Folgenlos sei auch der Appell an den afghanischen Staatspräsidenten geblieben, die Massengräber zu sichern, um den Tathergang zu rekonstruieren. Monatelang hätten weder die US-Regierung noch die Vereinten Nationen auf Aufrufe, die Massaker-Vorwürfe zu untersuchen, reagiert. Noch Anfang August habe Collins erklärt, die USA werde weder den Tatort sichern, noch den Hergang des Massakers rekonstruieren. Erst als das Nachrichtenmagazin "Newsweek" in seiner Ausgabe vom 26. August ausführlich über die Vorwürfe berichtete, räumte Washington ein, es habe ein Massaker gegeben.

Kläglich versagt hätten die Vereinten Nationen, als sie im August erklärten, nur die afghanische Regierung allein sei für die Untersuchung des Tathergangs zuständig, kritisierte Delius. Damit habe man den Bock zum Gärtner gemacht, da der stellvertretende afghanische Verteidigungsminister Abdul Rashid Dostum für das Kriegsverbrechen verantwortlich sei. Auch sei unverständlich, warum der UN-Sondergesandte für Afghanistan, Lakdhar Brahimi, wider besseres Wissen erklärt hat, der Tatort sei gesichert. Bis heute habe niemand etwas zur Sicherung der Massengräber unternommen. Stattdessen hätten Dostums Truppen ungehindert Zeugen des Massakers verhaften und foltern können, um die Spuren der Kriegsverbrechen zu verwischen.

Siehe Interview mit M. Pohly, erscheint in der Zeitschrift "pogrom/bedrohte Völker" der Gesellschaft für bedrohte Völker-international (Nr. 215 - 5/2002).


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/2c-stampa/02-3/021202de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/02-3/021014de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/02-3/020909de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/02-1/020318de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/01-3/011130de.html.html | www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/terror-de.html | www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-samar.html | www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-maed-de.html | www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/omid-de.html | www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-colavde.html
* www: www.shuhada.org | www.iccnow.org
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