Offener Brief an den SVP-Obmann Dr. Siegfried Brugger; Zur Kenntnisnahme an SVP-Leitung und SVP-Ausschuß.
Sehr geehrter Herr
Obmann, sehr geehrte Damen und Herrn,
Die Südtiroler Sektion der Gesellschaft für
bedrohte Völker leitet einen Hilferuf des privaten
slowenischen Radio dva aus Kärnten an die SVP weiter.
Wir bitten Sie, sich hinter die Anliegen der
slowenischsprachigen Radiomacher zu stellen und beim
österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel
entsprechend zu intervenieren.
Das slowenischsprachige Radio, seit 26. Oktober 1998 auf
Sendung, gibt es nicht mehr. Der ORF beendete mit 31. 12.
2002 das Kooperationsprojekt "Minderheitenradio in
Kärnten". Auf der rechtlichen Grundlage des Paragrafen
5 des ORF-Gesetzes wurde in Kärnten ein tägliches
slowenischsprachiges Radioprogramm ausgestrahlt.
Die slowenische Sprachgruppe will den Verlust von Radio
dva nicht widerstandslos hinnehmen. In wenigen Wochen
wurden über 8.600 Unterstützungserklärungen
gesammelt. Seit Jahresbeginn gestalten die MitarbeiterInnen
von Radio dva das Programm ehrenamtlich. Vor einer Woche
setzt die Belegschaft von Radio dva mit einem
Hunger-Warnstreik einen weiteren Akzent zur Erhaltung von
Radio dva.
Das Kooperationsprojekt "Minderheitenradio in
Kärnten" ermöglichte einerseits die Umsetzung des
gesetzlich verankerten Auftrags des ORF und der
völkerrechtlichen Verpflichtung Österreichs,
andererseits konnten bestehende Infrastrukturen und
Ressourcen für die Realisierung genutzt und so
beträchtliche Kosten gespart werden. Die slowenischen
Organisationen in Kärnten vermuten einen Zusammenhang
zwischen der Ortstafelfrage, der von Bundeskanzler
Schüssel einberufenen und inzwischen gescheiterten
"Konsenskonferenz" und dem Ende von Radio dva.
In einem Interview in der "Kärntner Woche" hat LH
Haider erklärt, er wolle jenen Kräften in der
slowenischen Volksgruppe, die auf eine Umsetzung des
VfGH-Erkenntnisses betreffend zweisprachige Ortstafeln
drängen "das Handwerk legen". Wörtlich
erklärte er: "Den ersten Schritt habe ich bereits
gesetzt, indem ich das 'Radio dva' abdrehe!"
Auch Bundeskanzler Schüssel hat nach dem Scheitern der
Konsenskonferenz erklärt, es werde keine
Bemühungen für die Fortführung des
Minderheitenradios in Kärnten geben.
Radio dva wird von Organisationen des
Österreichischen Volksgruppenzentrums getragen, dem
auch die SVP angehört. Wir fordern Sie auf, als
Mitglied des ÖVZ bei der österreichischen
Bundesregierung zu intervenieren. Die SVP versteht sich als
"Schutzmacht" der Sprachminderheiten in Österreich.
Retten Sie Radio dva.
Siehe auch die Antwort von SVP-Obmann Dr. Siegfried Brugger
Siehe auch "Minderheitenradio in Österreich: DOKUMENTATION"