Bozen, Göttingen, 24. April 2003
Die Türkei ist noch immer weit entfernt von den
Mindeststandards eines demokratischen Rechtsstaates. Diesen
Schluss zieht die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) aus der Tatsache, dass ihr Name neben 32 anderen
Menschenrechts- und Hilfsorganisationen sowie kirchlichen
Institutionen und Stiftungen auf einem Index des türkischen
Militärs zu finden ist. "Wenn humanitäre Hilfe und
Menschenrechtsengagement einfach für illegal erklärt
wird, hat die türkische Regierung ihre Lektion für
Europa nicht gelernt", sagte der Präsident der GfbV
International, Tilman Zülch, am Donnerstag in
Göttingen.
Mitarbeitern der auf dem Index gelisteten Organisationen wie
Evangelischen Akademien, der Alfred Nobel Stiftung oder Human
Rights Watch soll die Einreise in den überwiegend kurdischen
Nordirak über die Türkei untersagt, eventuell
mitgeführte Hilfsgüter sollen beschlagnahmt werden.
Begründet wird das Verbot mit der Unterstellung, die
Organisationen hätten die radikale kurdische Arbeiterpartei
PKK logistisch und finanziell unterstützt. "Doch das sind
Wahnvorstellungen der türkischen Armee, die seit Jahrzehnten
die Demokratisierung des Landes verhindert", sagte Zülch.
"Die GfbV, die sich seit 35 Jahren für die Rechte der Kurden
in ihren vier Heimatstaaten einsetzt, hat den terroristischen
Charakter der PKK von Anfang an genauso kritisiert wie die
zahlreichen Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen der
türkischen Armee und Armeeführung an der kurdischen
Zivilbevölkerung."
Der Index wurde am 21. April 2003 in der türkischen Zeitung Tercuman
veröffentlicht.